„Bahnbrechender Deal“

Hamilton warnt vor umstrittener Premiere in Katar

Formel 1
17.11.2021 13:24

Am Sonntag (15 Uhr) findet im Gastgeberland der Fußball-WM 2022 Katar erstmals ein Grand Prix der Motorsport-Königsklasse statt. Doch dieser ist umstritten!  Amnesty International appellierte: „Die Fahrer und ihre Teams sollten bereit sein, im Vorfeld dieses Rennens auf die Menschenrechte in Katar aufmerksam zu machen.“ Und das macht Lewis Hamilton auch. „Ich denke nicht, dass wir in diese Länder gehen und ignorieren sollten, was dort passiert“, so der Brite. 

Katar, das kleine Land auf einer Halbinsel am Persischen Golf, steht seit Jahren aufgrund der Missachtung von Menschenrechten und der Ausbeutung von Arbeitsmigranten international heftig in der Kritik. Längst wird den Machthabern vorgeworfen, durch ein umfangreiches Engagement im Profisport zu versuchen, das ramponierte Image aufzubessern. Die Formel 1 kommt da gerade recht, der Große Preis findet am 21. November und damit auf den Tag genau ein Jahr vor dem Eröffnungsspiel der Fußball-WM statt.

Wer sich vom internationalen Flughafen durch Doha auf den Weg in den Norden zum Losail International Circuit macht, fährt an gleich mehreren WM-Stadien vorbei. Wie aus dem Nichts liegt die für die Formel 1 neue Strecke dann plötzlich praktisch in der Wüste. Mit riesigen Plakaten wird an der Stadtautobahn geworben. Unter 2G-Bedingungen soll es volle Tribünen geben.

Losail International Circuit (Bild: AFP or licensors)
Losail International Circuit

Seit 2004 macht in Losail schon die Motorrad- sowie Superbike-WM Station. Nun folgt auch die wichtigste Serie im Motorsport in das reiche Emirat. In diesem Jahr springen die Veranstalter aufgrund der angespannten Corona-Lage für Australien ein, ein Zehnjahresvertrag ab 2023 ist schon fixiert.

„Bahnbrechenden Langzeit-Deal“
Einen „bahnbrechenden Langzeit-Deal“ nennt das Abdulrahman Al-Mannai, der Präsident von Katars Motorsportverband. Katar und die Formel 1 - das gehört aus seiner Sicht zusammen. Der mächtige Entscheider hatte zudem bereits gesagt, dass es keinen Maulkorb für die Fahrer geben werde, jeder von ihnen könnte frei seine Meinung „auch zu strittigen Themen sagen“, betonte er.

Lewis Hamilton (Bild: APA/AFP/ALFREDO ESTRELLA)
Lewis Hamilton

Am Donnerstag wird sich bei den offiziellen Medienrunden vor dem Wochenende zeigen, wer das tatsächlich nutzt. Vor allem Mercedes-Star Hamilton und der viermalige Weltmeister Sebastian Vettel halten sich bei Themen wie Diskriminierung, Unterdrückung und anderen Missständen nicht zurück.

„Ich denke nicht, dass wir in diese Länder gehen und ignorieren sollten, was dort passiert“, hatte der Brite Hamilton im Frühjahr beim Großen Preis von Bahrain gesagt. Die Regierung Katars wies inzwischen wiederholt Kritik zurück und verwies auf die umgesetzten Reformen für die Arbeiter. In den vergangenen zehn Jahren habe man mehr als jedes andere Land getan, um die Bedingungen für ausländische Arbeiter zu verbessern, hieß es von offizieller Seite.

(Bild: AFP)

Länder nicht ausschließen
Die Formel 1 ist überzeugt davon, mit dem Gang nach Katar das Richtige zu tun. Boss Stefano Domenicali sagte der BBC, dass er überzeugt davon sei, dass es falsch wäre, diese Länder auszuschließen. Man könne vielmehr für Verbesserungen sorgen, wenn man das Rampenlicht auf Katar und Co. richte. In den Abmachungen mit den Veranstaltern wurde laut dem Italiener zudem auch extra hinterlegt, dass Menschenrechte in allen Aspekten ihrer Verbindung mit dem Sport respektiert werden müssen. Sollte das nicht der Fall sein, kann die Formel 1 die Verträge einseitig kündigen.

Längst sind die WM-Läufe auf der arabischen Halbinsel mehr als eine Notlösung. Nun finden sogar erstmals saisonübergreifend gleich fünf Rennen nacheinander in der Region statt. Von Katar geht es weiter zur nächsten Premiere nach Dschidda in Saudi-Arabien und anschließend zum Saisonfinale in die Glitzerwelt Abu Dhabis. Kommendes Jahr steigt der Auftakt wieder in Bahrain, ehe es nach Saudi-Arabien geht.

Haas-Teamchef Günther Steiner (Bild: APA/AFP/GLENN NICHOLLS)
Haas-Teamchef Günther Steiner

„Der Mittlere Osten ist ein guter Ort für Rennen“, sagte Haas-Teamchef Günther Steiner. „Diese Länder sind aufstrebend und stecken viel Mühe rein, diese Events zu veranstalten.“ Außerdem sei es noch „warm, wenn es in Europa kalt wird“, sagte der Südtiroler. „Wenn die Leute einen Urlaub planen, ist es ein guter Ort, um dort hinzureisen.“ Das sehen längst nicht alle so. Vor allem nicht die Betreiber von Strecken in Europa.

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(Bild: KMM)



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