Betreiber überrascht

Land im Lockdown, aber Skigebiete dürfen öffnen

Österreich
22.11.2021 17:13

Selbst einige Seilbahnbetreiber waren überrascht darüber, dass ihre Skilifte überhaupt geöffnet bleiben dürfen: Während andere Freizeitbetriebe in den Lockdown gehen müssen, ist seit Sonntag klar, dass Seilbahnen und Lifte auch von Skiurlaubern genutzt werden dürfen, wenn sie geimpft oder genesen sind. Während einige Skigebiete bereits angekündigt haben, mit entsprechenden Maßnahmen wie 2G und FFP2-Maskenpflicht regulär in die Wintersaison zu starten, herrscht bei anderen noch Unschlüssigkeit darüber, ob der Saisonstart schon während des Lockdowns oder erst nach dem 12. Dezember erfolgen soll. 

In Niederösterreichs Skigebieten war die Lage am Montag in Schwebe. Ein exakter Termin für den Saisonstart stand noch in keiner Region fest. „Die Vorbereitungen auf die heurige Wintersaison laufen, größtenteils ist aber die Beschneiung noch ausständig. Außerdem prüfen wir die Auswirkungen der 5. Covid-19-Notmaßnahmenverordnung, koordinieren uns zwischen den Skigebieten“, sagte Michael Reichl, Vorsitzender der Fachvertretung Seilbahnen in der Wirtschaftskammer Niederösterreich, auf APA-Anfrage. Am Semmering, der bereits während des dritten Lockdowns zu Jahresbeginn von Freizeitsportlern regelrecht gestürmt worden war, wolle man bereits in der kommenden Woche beschneien, hieß es. 

„Piste frei“ in Kitzbühel
In Tirol zeigte sich kein einhelliges Bild, ob aufgesperrt wird oder nicht. In Ischgl - wo in der vergangenen Saison die Lifte zur Gänze still standen - will man diese Woche eine Entscheidung treffen, sagte Günther Zangerl, Vorstand der Silvrettaseilbahn-AG. Am Pitztaler Gletscher und am Arlberg war das weitere Vorgehen ebenso noch offen. In Sölden, am Hintertuxer Gletscher im Zillertal und am Kaunertaler Gletscher wird während des Lockdowns nicht aufgesperrt. Dagegen wird der Stubaier Gletscher mit eingeschränktem Betrieb Skifahrern zur Verfügung stehen. Auch in Kitzbühel heißt es „Piste frei“ - sofern die Schneeverhältnisse es erlauben. In der Axamer Lizum nahe Innsbruck wird der Skibetrieb am 3. Dezember mit einer Woche Verspätung der Betrieb aufnehmen.

Überraschung in Salzburg
In Salzburg zeigten sich Seilbahnunternehmer überrascht, dass Lifte während des Lockdowns geöffnet sein dürfen und Skifahren möglich ist. Falls es genug Schnee gibt und die Temperaturen eine technische Beschneiung zulassen, planen vor allem größere Skigebiete den Saisonstart im Lockdown. „Bis gestern war nicht klar, ob wir die gleiche Regelung haben wie im Vorjahr, als wir am 24. Dezember die Lifte aufsperren durften - das haben wir damals auch nicht erwartet“, sagte Erich Egger, Sprecher der Salzburger Seilbahnwirtschaft. Die Seilbahnen würden nun wie geplant in die Saison starten. Falls man sehe, dass keine oder zu wenig Gäste kommen, „werden wir die Situation neu bewerten müssen“.

Vergangenen Winter gab es in vielen Skigebieten - wie hier am Kreischberg - einen regelrechten Ansturm. (Bild: APA/EXPA/LUKAS HUTER)
Vergangenen Winter gab es in vielen Skigebieten - wie hier am Kreischberg - einen regelrechten Ansturm.

In Kärnten dürften alle großen Skigebiete regulär in die Wintersaison starten. Der Fachgruppenobmann der Kärntner Seilbahnen, Manuel Kapeller-Hopfgartner, sagte am Montag, dass „sein“ Skigebiet, die Gerlitze, ganz normal am 3. Dezember aufsperren werde. Er geht davon aus, dass auch andere Skigebiete wie die Turracher Höhe und das Nassfeld noch Montagnacht mit dem Beschneien beginnen. Am Mölltaler Gletscher fahren die Lifte ab Dienstag wieder, die Gastronomie öffnet ebenfalls auf Take-away-Basis.


Die Sprecherin der steirischen Planai-Hochwurzen-Bahnen sagte am Montag, dass der Skibetrieb am Dachstein-Gletscher trotz Lockdowns weitergeführt wird. Allerdings mit den bekannten Maßnahmen wie 2G und FFP2-Maske in der Gondel hinauf zum Gletscher. Geplant ist der Betrieb täglich bis 5. Dezember, dann findet die jährliche Revision statt. Auf der Planai war bisher die Märchenwiese schon ein paar Tage als Piste befahrbar. Am Freitag soll diese wieder öffnen. Wenn es die Witterungsbedingungen zulassen, sollen auch weitere Pisten geöffnet werden.

„Haben Angst vor einem Winter wie 2020/2021“
In manchen Vorarlberger Skigebieten herrschte am Montag noch Unschlüssigkeit darüber, ob der Saisonstart während des Lockdowns bis 12. Dezember oder erst danach erfolgen wird. In der nobelsten Destination - am Arlberg - herrschte aber Klarheit: „Liebe Gäste, aufgrund der bundesweiten Verordnung ist der Saisonstart verschoben und findet nicht vor dem 13. Dezember statt“, hieß es in Lech am Arlberg. Im Montafon hingegen hat die Saison bereits am 12. November begonnen. Die Fachgruppe der Seilbahnen in der Wirtschaftskammer mahnte die Politik: „Es ist jetzt Punkt zwölf. Noch besteht die Chance, die Saison zu retten.“ Dafür müssten aber etwa Maßnahmen gesetzt werden, um die Impfquote im Land zu steigern. „Wir haben Angst vor einem Winter wie 2020/21“, so Fachgruppen-Obmann Andreas Gapp.

„Die Vollbremsung schmerzt furchtbar“
In Oberösterreichs Skigebieten will man wie geplant in die Wintersaison starten. Die Bergbahnen Hinterstoder und Wurzeralm (Hiwu) will man so früh wie möglich aufsperren, sagte Vorstandsdirektor Helmut Holzinger. Laut Wetterprognose - ab Freitag ist ein Kälteeinbruch vorhergesagt - könnte dies der 8. Dezember sein. Viel mehr zu schaffen macht Holzinger angesichts des Lockdowns und der Reisewarnungen für Österreich die „Unsicherheit für die Gastronomie und Hotellerie“. Denn eine zweite Saison „ohne die Dienstleistungskette“ in den Skigebieten würde bedeuten, dass es für die Bergbahnen „wirtschaftlich eng“ werde. „Die Vollbremsung schmerzt furchtbar“, so der Hiwu-Chef.

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