Keine Autos, die vorbei brausen. Keine Passanten, die es am Sonntagvormittag in Richtung Twenger Gemeindeamt zieht. Vor mehr als zwölf Stunden spielten sich hier gerade dramatische Szenen ab. Kurz nachdem eine elfköpfige Tourenskigeher-Gruppe gegen 13.30 Uhr ein Schneebrett unterhalb des Gipfels der Lackenspitze (2459 Meter) losgetreten hatte, wurde im Amt in Windeseile ein Einsatzzentrum eingerichtet.
„Als ich die Hubschrauber kreisen sah, bin ich sofort zum Einsatzleiter und habe mich mit dem Katastrophenschutzreferenten zusammengerufen“, berichtet der sichtlich bewegte Bürgermeister Franz Kaml.
Bewegende Stunden folgten für die rund 120 herbei geeilten Retter von Bergrettung, Rettung, Alpinpolizei, Feuerwehr und die acht Hundeteams. Acht der jungen Wintersportler aus dem Pongau, Ennstal und Oberösterreich (allesamt unter 28) wurden von der 250 Meter breiten, gut vier Meter tiefen Lawine am 40 Grad steilen Nordosthang erfasst, weiß Hannes Kocher, Bezirksleiter der Bergrettung im Lungau. „Es war ein sehr schwieriger Einsatz, es gab verwirrende Angaben“, erklärt Kocher. Mit ein Grund: Die Gruppe konnte zunächst keine genauen Ortsangaben machen, sie hatten spontan die anspruchsvolle Lackenspitze als Tourenziel ausgesucht - in Obertauern waren die Touren-Parkplätze voll.
KTM-Motocross-Ass starb bei Schneebrett-Unglück
Drei junge Männer aus Oberösterreich (19 & 24) gerieten unter die Schneemassen – darunter auch KTM-Motocross-Ass und WM-Lauf-Sieger Rene Hofer. Zwei von ihnen wurden erst in vier Metern Tiefe aufgefunden – der Letzte um 17.15 Uhr. Er hatte kein Lawinenverschütteten-Suchgerät und musste per Sonden geortet werden. „Eine dramatische Situation, die tief verschütteten Burschen hatten ohne Atemhöhle keine Chance“, sagt Bergrettungsarzt Joachim Schiefer, der die Männer versorgte. Jener junge Oberösterreicher, der am Berg reanimiert werden konnte, verstarb am Abend im Krankenhaus Klagenfurt, zwei weitere Geher wurden verletzt. „Er hatte eine Atemhöhle und zumindest eine Chance gehabt“, sagt Schiefer.
Erst gegen 19.30 Uhr war der Großeinsatz beendet. Die jungen Tourengeher, die teils schlecht ausgerüstet waren, dürften die Neuschneemengen und die Windverfrachtungen unterschätzt haben – es galt Lawinenwarnstufe 3. „Wir verurteilen nicht, sie haben aber leider Fehler gemacht. Die Tourenplanung war mangelhaft“, sagt Bergrettungschef-Kocher. „Einer Spur nachzugehen, ist keine Planung“. Die Truppe, die sich aus der Motocross-Szene kennt, dürfte einfach einer Touren-Spur gefolgt sein, die ein Wintersportler zuvor gezogen hatte – er warnte die Gruppe bei seiner Abfahrt noch vor dem Triebschnee. Ohne Erfolg – sie gingen weiter.
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