Der französische Videospiele-Konzern Ubisoft springt auf den NFT-Hype auf und lanciert im Multiplayer-Shooter „Ghost Recon: Breakpoint“ virtuelle Hosen, Helme und Waffen, die mit einem Besitzzertifikat versehen sind und gegen echtes Geld gehandelt werden können. Wer die Texturen mit NFT-Zertifikat besitzt, wird auf der Blockchain der Kryptowährung Tezos gespeichert. Bei den Spielern erntet die Idee einen Shitstorm.
Kopien digitaler Inhalte gleichen dem Original wie ein Ei dem anderen: Das Duplikat ist nicht von der Vorlage zu unterscheiden. Die Kryptogeld-Szene hat deswegen digitale Besitzzertifikate erdacht: NFTs (Non-Fungible Tokens). Mit denen kann man sich auf Kryptowährungs-Blockchains als Besitzer einer Datei eintragen lassen und damit lukrativen Handel treiben.
Die Technologie erlebt derzeit einen regelrechten Boom und erfreut sich bei digitalen Kunstwerken großer Beliebtheit, für die teilweise Millionenbeträge hingeblättert werden. Der französische Videospiele-Publisher Ubisoft will sie nun auch für kosmetische Gegenstände in seinen Spielen einsetzen.
Ubisoft lanciert „Quartz“ und „Digits“
Ubisofts NFT-Dienst heißt „Quartz“, die dort zertifizierten digitalen Güter nennen die Franzosen „Digits“. Als erstes Spiel reichert der Publisher den Multiplayer-Shooter „Ghost Recon: Breakpoint“ mit NFT-Items an. Zeitlich limitiert auf wenige Tage, können Spieler sich dort einen virtuellen Helm, eine Hose und ein Gewehr samt NFT-Besitzurkunde sichern und fortan theoretisch gegen echtes Geld mit den Bits und Bytes im Online-Shooter Handel treiben.
Noch ist das Angebot auf wenige Länder - die USA, Deutschland, Frankreich, Brasilien, Kanada, Australien, Spanien, Italien und Belgien - beschränkt, es soll aber künftig ausgebaut werden. Ubisoft zufolge sollen Spieler mit den NFT-Items die Möglichkeit erhalten, „eurer Liebe zu dem jeweiligen Spiel noch mehr Ausdruck“ zu verleihen.
Ich werde jetzt sofort damit anfangen, alles zu deinstallieren, das in einem Zusammenhang mit euch steht und von jeglichem zukünftigen Kauf eurer Spiele absehen.
Wütender Twitter-User nach NFT-Ankündigung
Die von Vollpreisspielen mit In-Game-Shop gebeutelte Spielerschaft nimmt die Neuerung nicht besonders wohlwollend an: In den sozialen Medien erntet Ubisoft „Quartz“ einen Shitstorm, manche Gamer kündigen an, Ubisoft zu boykottieren. Einer wettert: „Ich werde jetzt sofort damit anfangen, alles zu deinstallieren, das in einem Zusammenhang mit euch steht und von jeglichem zukünftigen Kauf eurer Spiele absehen.“
Die Kritikpunkte sind vielfältig: Den einen missfällt grundsätzlich die Idee, digitale Klamotten oder Waffen-Skins zum Spekulationsobjekt zu machen, andere stellen die Frage, was mit einem NFT-zertifizierten und womöglich unter Sammlern wertvollen Objekt passiert, sobald Ubisoft ein Spiel - etwa, weil der Nachfolger erscheint - einstellt und die Server abschaltet.
Tezos-Blockchain vergleichsweise sparsam
Auch Bedenken hinsichtlich des Stromverbrauchs der zugrundeliegenden Blockchain-Technologie werden geäußert, wenngleich die Tezos-Blockchain mit ihrem Proof-of-Stake-System im Gegensatz zum stromhungrigen Bitcoin-Netzwerk vergleichsweise sparsam ist.
Bei vielen entlädt sich auch schlicht Ärger über den seit Jahren zu beobachtenden Trend bei Gaming-Konzernen, Spiele zuerst zum 70-Euro-Vollpreis zu verkaufen und die zahlende Kundschaft denn mit In-Game-Shops und teuren Zusatz-Inhalten nochmals zur Kasse zu bitten. Ein Twitter-User stellt klar, er interessiere sich nicht für solche Inhalte: „Ich will doch einfach nur das verdammte Spiel spielen.“
Auf YouTube zog Ubisoft das Ankündigungsvideo zu „Quartz“ wieder zurück, berichtet „Gamestar“. Unter Videos anderer Kanäle zu „Quartz“ finden sich aber zahlreiche wütende Kommentare. Der Aufschrei ist so lautstark, dass Ubisoft froh darüber sein dürfte, dass YouTube - krone.at berichtete - die Zahl der Video-Negativbewertungen neuerdings nicht mehr ausweist.
EA und Epic überlegen, Valve hat NFTs verboten
Ubisoft nimmt mit seinen NFT-Skins eine Vorreiterrolle ein, der Trend ist aber auch bei anderen Branchengrößen wie Electronic Arts (EA) Thema. Es ist also nicht auszuschließen, dass ähnliche Systeme künftig auch in Titeln wie der „Battlefield“-Reihe oder „FIFA“ Einzug halten. Auch bei „Fortnite“-Entwickler Epic Games zeigte man sich interessiert an NFTs.
Grundsätzliche Ablehnung der NFT-Idee im Gaming-Bereich hat hingegen Valve mit seinem Spiele-Shop Steam signalisiert. Dort wurden Spiele mit NFT- und Blockchain-Inhalten - gegen den Widerstand einschlägig tätiger Spieleentwickler - bereits vor Monaten offiziell verboten.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.