Der Salzburger Infektiologe Richard Greil hat sich am Donnerstag für eine zweistufige Vorgangsweise bei der Aufhebung des Coronavirus-Lockdowns ausgesprochen. Angesichts der sich ausbreitenden Omikron-Variante des Erregers SARS-CoV-2 mahnt er außerdem großes Tempo beim dritten oder vierten Stich ein und fordert, mit der Planung von möglicherweise weiteren notwendig werdenden Impfungen bereits jetzt zu beginnen.
Denn derzeit sei die neue Variante wegen des Lockdowns noch nicht sehr verbreitet, außerdem seien die Schulen über die Weihnachtsferien geschlossen, sagte der Arzt im Ö1-Mittagsjournal. Nach der Öffnung des Handels sollte man sich um den 20. Dezember ansehen, ob die Zahl der Neuinfektionen „bei Aufrechterhaltung des Lockdowns für Ungeimpfte und bei Zunahme der Drittimpfungen“ tatsächlich weiter nach unten gehe.
Öffnungen teilweise „nicht nachvollziehbar“
Angesichts der hohen Zahlen sei es fundamental, sich die Option offenzuhalten, mit den nächsten Lockerungsschritten noch zu warten oder sogar die Zügel wieder enger anzuziehen. Mit diesem zweistufigen Vorgehen sende die Politik das klare Signal sowohl an die Gastronomie als auch an die Bevölkerung aus, dass weiterhin Vorsicht angebracht sei. Dass die westlichen Bundesländer mit deutlich höheren Infektionszahlen nun früher öffnen als der Osten, ist für Greil „medizinisch nicht nachvollziehbar“.
„Zeitabstand bei Drittimpfung verringern“
Greil sagte, dass angesichts der Daten über die Omikron-Variante „im Hintergrund jetzt massiv begonnen werden muss, die dritte bzw. vierte Impfung zu beginnen“, sagte Greil. „Ich glaube, ganz wichtig ist, dass sich die Österreichische Impfkommission der Rolle bewusst ist, die sie diesbezüglich hat. Wenn wir aus den ersten Experimenten hören, dass wir eine 40-fach reduzierte Neutralisierung haben bei einer Zweitimpfung allein, dann ist ganz wichtig, dass wir unter Umständen den Zeitabstand bei der dritten Impfung verkürzen müssen, der bei sechs Monaten gelegen ist, damit wir hier nicht in eine neue Welle laufen.“
Omikron wird Delta-Variante verdrängen
Die Daten aus Großbritannien und Südafrika würden dafürsprechen, dass die Omikron-Variante die Delta-Variante verdrängen könnte. „Und wir sind gerade noch in einer günstigen Situation durch den Lockdown-Effekt, sodass die Ausbreitung noch nicht so stark ist. Wir haben auch noch den Effekt, dass Kinder über Weihnachten nicht in den Schulen sind und weniger Gleichaltrige treffen. Aber wir müssen ganz klar sehen, dass man jetzt rasch andenken muss, die Planungen für die nächste Impfung durchzuführen“, sagte der Mediziner.
Auf die Frage, ob er den Eindruck habe, dass die neue Bundesregierung in Corona-Fragen mehr auf Experten höre, meinte Greil, er habe den Eindruck, „dass jetzt schon sehr viel koordinierter, klarer umgegangen wird“. Nun sei die Position klar, „dass wir eine medizinische Krise haben“ und einer erfolgreichen Bekämpfung wieder eine zentrale Rolle zukomme.
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