Nicht nur Strafen, sondern auch positive Anreize setzen - das fordert die SPÖ. Sie will neben der Impfpflicht einen Gutschein in der Höhe von 500 Euro für alle Dreifach-Geimpften - allerdings erst, wenn die zu erstrebende Durchimpfungsrate von 90 Prozent erreicht ist. Die türkis-grüne Bundesregierung und Experten kritisieren den Vorstoß.
Der Gesetzesentwurf zur Impfpflicht erregt die Gemüter. Neben der Regierung treten auch NEOS und SPÖ dafür ein. Doch die rote Chefin Pamela Rendi-Wagner will auch mehr Anreiz fürs Impfen schaffen. Nach ihrer Vorstellung soll jeder, der den 3. Stich bekommen hat, einen Gutschein in Höhe von 500 Euro erhalten - dann, wenn insgesamt eine Impfquote von 90 Prozent erreicht ist.
Gutscheine sollen die Betriebe stärken
Die Maßnahme sollte ab Februar in Kraft treten. Die 500 Euro könnten in Form von Gutscheinen, einzulösen bei von der Krise besonders betroffenen Branchen, ausgezahlt werden. Der rot-weiß-rote Impfscheck könnte damit heimische Betriebe stärken. „In der derzeitigen Impfpflicht-Debatte wird der Fokus zu sehr auf das Strafen gelegt. Es ist wichtig, ein gemeinsames Impfziel auszurufen und auf positive und zusammenführende Anreize zu setzen“, sagt Rendi-Wagner.
Die Regierung hält wenig von dem Vorstoß. Aus dem Gesundheitsministerium heißt es: „90 Prozent Durchimpfungsrate bei den Erst- bzw. Zweitimpfungen stellen zwar einen erstrebenswerten Meilenstein dar, allerdings nach derzeitigem Stand kein letztgültiges, verbindliches Ziel.“ Ein Zielwert müsse längerfristig bestehen, damit es zu einem anhaltenden Effekt komme. Hinsichtlich des genannten Gutscheins in der Höhe von 500 Euro sollte in der Bevölkerung nicht der Eindruck entstehen, dass eine Impfung einer „Bezahlung“ bedarf, „da allfällige weitere notwendige Auffrischungsimpfungen sonst nicht mehr ohne erneuten finanziellen Anreiz wahrgenommen werden würden“.
Impfen gehört endlich positiver kommuniziert
Auch Experten aus Wirtschaft und Psychologie sind skeptisch. Franz Schellhorn von der Agenda Austria sagt: „Der Staat sollte endlich aufhören, die Bürger wie kleine Kinder zu behandeln.“ Sollte die Politik neben Gratistests und Gratisimpfungen wieder Geld verteilen wollen, dann sollte er es dafür einsetzen, Intensivpflegern in den öffentlichen Spitälern attraktive Bedingungen zu bieten.
Doch was bewirkt so ein Anreiz bei impfskeptischen Menschen? Psychologin Sigrun Roßmanith hält die Aktion für „überzogen“. „Das ist einfach viel Geld.“ Aber immer noch weniger als weitere Lockdowns kosten würden, wird von den Befürwortern eines solchen Bonus-Systems angeführt. „Es wäre sicher teuer, aber eine fünfte Welle wäre noch teurer“, sagt Wifo-Chef Gabriel Felbermayr.
Da man in der Aufklärung zur Impfung schon viel Zeit versäumt habe, müsse das Thema jetzt endlich positiver kommuniziert werden. „Radikale Impfgegner wird man wohl nicht mit Geld zum Umdenken bewegen“, verlautet dazu das Ministerium. In jedem Fall gehört aufgeklärt und breit diskutiert. Das hilft der Impfquote wohl am meisten.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.