Bei einem einzigen Omikron-Fall an Schulen wird jetzt die ganze Klasse für 14 Tage in Quarantäne geschickt, auch geimpfte oder genesene Kinder. Selbst Experten können diese Regel, die wie ein Damoklesschwert über dem Heiligen Abend hängt, nicht nachvollziehen.
Die neuen Regelungen bei Omikron-Corona-Fällen an Schulen treiben Familien die Schweißperlen ins Gesicht. In Wien gilt Folgendes: Ab einem einzigen Omikron-Fall muss laut Büro Peter Hacker (SPÖ) die ganze Klasse (!) 14 Tage in Quarantäne. Die Kinder werden abgesondert und dürfen zwei Wochen ihre Wohnung nicht verlassen. Und zwar alle Mitschüler, auch wenn sie geimpft oder genesen sind. Freitesten ist nicht möglich. Obwohl alle Schüler seit mehreren Wochen an Schulen durchgehend eine Maske tragen.
Bei Quarantäne keine Besuche am 24.12. erlaubt
Laut Experten ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich die neue Variante auch in Österreich ausbreitet. Die Hoffnung ist, dass dies nicht vor Weihnachten der Fall ist: „Noch wurde in Wien kein Omikron-Fall an Schulen nachgewiesen. Die Gefahr, dass es viele Familien vor Weihnachten betrifft, ist nicht allzu groß“, beruhigt Gesundheitsstadtrat Hacker.
Was die Quarantäne für betroffene Familien am Heiligen Abend bedeuten würde, ist keine schöne Vorstellung: Besuch zu bekommen, auch von engen Verwandten, ist in diesem Fall am 24. Dezember nicht erlaubt! Ebenso wenig wie ein Winterspaziergang oder ein Mette-Besuch.
Maske beim Verlassen des Kinderzimmers
Mehr noch: Laut Gesundheitsamt und Gesundheitsministerium sollen K1-Kontakte zur Omikron-Virusvariante zu Hause in einem eigenen Zimmer schlafen und sich auch möglichst dort aufhalten. Beim Verlassen des Zimmers sollen sie eine FFP2-Maske tragen, für Kinder zwischen sechs und 14 Jahren reicht ein Mund-Nasen-Schutz.
Betroffene Schüler sollen möglichst nicht gemeinsam mit den anderen Familienmitgliedern am Tisch essen, auch Sanitärräume sollten nicht gemeinsam benützt werden. Die anderen Familienmitglieder können das Haus verlassen, müssen aber im Kontakt mit anderen Personen eine Schutzmaske tragen.
Für berufstätige Eltern eine enorme Herausforderung
Ein Knackpunkt ist die Betreuung: „Gut, dass die Sonderbetreuungszeit-Regelung vom Arbeitsminister bis Ende März verlängert wurde. Für Eltern ist die Situation dennoch sehr herausfordernd“, sagt Karl Dwulit, Vorsitzender des Elternverbandes Wien. Er fordert auch die nahtlose Umstellung auf Online-Unterricht, sollte eine Klasse zwei Wochen in Quarantäne gehen.
Man muss Maßnahmen fein abstimmen, damit die Bereitschaft bei all jenen, die bisher gut mitgemacht haben, nicht zerbricht.
Hans-Peter Hutter, Umweltmediziner an der MedUni Wien
Inkubationszeit stimmt nicht mit Quarantänezeit überein
Die Länge der Absonderung ist umstritten: „Aus Public-Health-Sicht ist eine 14-tägige Quarantäne unbegründet und unbedacht bezüglich der Auswirkungen auf betroffene Familien“, meint Umweltmediziner Hans-Peter Hutter von der MedUni Wien. Die Inkubationszeit betrage in der Regel etwa fünf bis sieben und nicht 14 Tage. Er hofft, dass die Bereitwilligkeit, die Maßnahmen mitzutragen, nicht sinkt: „Man muss Maßnahmen fein abstimmen, damit die Bereitschaft bei all jenen, die bisher gut mitgemacht haben, nicht zerbricht.“
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