Tirols FPÖ-Chef Markus Abwerzger hat mit einem Auftritt bei einer Anti-Corona-Demo vor dem Landhaus in Innsbruck für Wirbel gesorgt. In seiner Rede attackierte er den ORF mit wüsten Worten: „Wenn man sich den ORF anschaut, dann geht mir die Grausbirn an. Es kann nicht sein, was der berichtet.“ Die Demonstranten bezeichnete er als „anständige Leute“.
Die Berichterstattung sei genau der Grund, warum sich die FPÖ seit Jahren für die Abschaffung der GIS-Gebühren einsetze. „Wir brauchen keine GIS-Gebühren, wir zahlen eh schon Müllgebühr, das muss reichen!" Von den Demonstranten erhielt er dafür tosenden Applaus (siehe Video unten).
Häme gegen Vizekanzler Werner Kogler
Auch Vizekanzler Werner Kogler bekam von Abwerzger wegen dessen Kritik an den Demonstranten sein Fett ab. Zur Erinnerung: Kogler sagte am 9. Dezember im Nationalrat, dass die Demonstrationen gegen die Anti-Corona-Maßnahmen von Neonazis und Neofaschisten unterwandert seien. Prompt gab es Empörung aus den freiheitlichen Sitzreihen. „Über Kogler will ich heute gar nichts mehr sagen, der schlaft irgendwas aus, was er gestern zu lange gemacht hat, das ist mir auch ziemlich wurscht.“ Dann wandte sich Abwerzger direkt an die Demonstranten: „Wie man euch bezeichnet, ist schon ein Wahnsinn - Corona-Leugner, Verschwörungstheoretiker, Schwurbler, Impfkritiker - diese Etikettierung ist schon ein Wahnsinn.“ Und fügte hinzu: „Liebe Leute, für mich gibt’s zwei Sorten von Menschen - anständige und unanständige. Und ich sehe Tausende anständige Leute heute vor mir.“
Twitter-User kritisieren Demonstranten
Auf Twitter ging Abwerzgers Auftritt viral und der Tiroler FPÖ-Chef erntete viel Kritik. „Warum gibt es kein Versammlungsverbot wegen Corona? Diese Intelligenzbestien sollen sich im Internet unterhalten“, so eine Userin. Ein weiterer User schrieb: „Natürlich ist es schon absurd genug, gegen die Impfung selbst zu demonstrieren. Diesen Leuten muss aber klar gemacht werden, wofür sie hier benutzt werden. Da geht‘s um parteipolitische Spielchen und Geld (durch gefälschte Impfpässe).“
FPÖ bei Demos zwiegespalten
Die FPÖ ist in Sachen Corona-Demos aber längst nicht auf Linie. Während FPÖ-Generalsekretär Michael Schnedlitz am Dienstag weitere Unterstützung - „notfalls auch auf der Straße“ - für die Teilnehmer ankündigte, sprach sich die Freiheitliche Wirtschaft für einen Demo-„Weihnachtsfrieden“aus.
Morddrohungen gegen Platter
In Innsbruck startete am Mittwoch im Innsbrucker Landhaus der zweitägige Budget-Landtag. Aufregung gab es im Vorfeld rund um Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP). Offenbar erhielten er und andere Politiker in den vergangenen Tagen Drohbriefe samt Morddrohungen. Angeblich sollen auch verdächtige Gegenstände gefunden worden sein. Abwerzger verurteilte die Morddrohungen in einer Aussendung „auf das Schärfste“. „Es darf keinen Millimeter Platz für Gewalt geben, denn Freiheit und Demokratie sind friedlich. Wer Gewalt will, ist ein klarer Antidemokrat“, betonte der FPÖ-Chef. Er fordere einen „Stopp der Radikalisierung, auf allen Seiten“, so Abwerzger, der laut eigenen Angaben selbst „Opfer massiver Drohungen war und ist“.
Auch am Mittwoch marschierten Demonstranten durch Innsbrucker Innenstadt
Vor dem Landhaus galt am MIttwoch im Umkreis von 300 Metern ein Versammlungs- bzw. Demonstrationsverbot, der Landhausplatz wurde mit großem Polizeiaufgebot abgeriegelt. Dies hielt die Demonstranten dennoch nicht davon ab, auf die Straßen zu gehen. Die Stimmung war teilweise aggressiv, wie eine „Krone“-Journalistin auf Twitter geschrieben hatte.
Schon am frühen Nachmittag formierte sich in der Innenstadt eine nicht angemeldete Demonstration, die den Verkehr - vor allem in der Museumstraße und am Marktgraben - lahmlegte. Etwa 500 bis 600 Menschen nahmen an der Kundgebung teil, die sich mangels geplanter Route in der Innenstadt auf und ab bewegten. An die Politik wurde der Unmut der Demonstrierenden gerichtet mit Sprüchen wie „Schleich di Platter“ oder „Hilfe, wir werden von Menschenhassern regiert“. Unter Einsatz von Trillerpfeifen oder Kuhglocken wurde nach „Freiheit“ verlangt oder zum „Widerstand“ aufgerufen. Laut Polizei kam es zu keinen gröberen Zwischenfällen oder Ausschreitungen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.