Engpässe drohen

Österreich nicht krisenfit für Omikron

Österreich
21.12.2021 21:03

Experten warnen jetzt vor einer „Virus-Wand, die auf uns zukommt“. Befürchtet werden Engpässe bei Lebensmitteln und der kritischen Infrastruktur wie Rettung, Spitäler und Energieversorgung.

„Durch die zeitgleiche Erkrankung vieler Menschen samt Quarantäne könnte es zu massiven Problemen in den kritischen Infrastrukturen wie Krankenhäuser, Polizei, Feuerwehr, Rettungsdienst, Telekommunikation, Strom- und Wasserversorgung sowie der entsprechenden Logistik kommen", warnte der Expertenrat der deutschen Bundesregierung in den vergangenen Tagen.

Experte rät zu Grundversorgung für 14 Tage
Der heimische Blackout-Experte Herbert Saurugg befürchtet, dass auch wir nicht verschont bleiben und es somit zu Engpässen bei der Grundversorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Gütern und Dienstleistungen kommen könnte - bis hin zum Ausfall wichtiger Einrichtungen.

(Bild: stock.adobe.com, AP, Krone KREATIV)

Er rät zu „Vorbereitungen und zu einer hinreichenden Vorratshaltung von Material und Medikamenten“. Sauruggs Befürchtung: „Wenn die Welle über uns rollt, könnten auch Lebensmittel-Lieferketten unterbrochen werden, vor allem wenn Lkw-Fahrer ausfallen.“ Sein wichtigster Rat: „Keine Panik, aber die Grundversorgung für 14 Tage sicherstellen!“

Energieknappheit und Sorge um Krankenhäuser
Verstärkt wird die Sorge auch durch die volatile Energiesituation, die eine Kettenreaktion befürchten lässt. Denn die deutschen und heimischen Gasspeicher sind heuer durch die politischen Verwerfungen mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin unterdurchschnittlich gefüllt. Im Raum stehen im Falle von Knappheit Probleme bei der Stromerzeugung und dadurch auch bei der Nahrungsmittelproduktion.

Wie berichtet, hat das der Energieriese RWE konkret angesprochen: Die Erdgasknappheit könnte bis zum Ende der Heizperiode also zu Betriebsausfällen mit gravierenden Folgen führen.

Blackout-Experte Herbert Saurugg (Bild: zVg)
Blackout-Experte Herbert Saurugg

Mit Abschaltung der Atomkraftwerke werden in vielen unserer Nachbarländer mehr fossile Quellen benötigt, um den Strombedarf decken zu können. In Österreich setzen die Energieversorger durch die herannahende Virus-Welle übrigens auf getrennte Mitarbeiterteams. Auch die Blaulichtorganisationen rüsten sich für den Notfall. Ebenso wie die Krankenhäuser. Ein Ausfall von Ärzten und Pflegern könnte sogar zu Schließungen von ganzen Klinik-Stationen führen. Das gilt es mit aller Macht zu vermeiden.

Saurugg betont: „Wir müssen in jeder Hinsicht krisenfitter für die fünfte Welle werden und uns sofort auf allen Ebenen wappnen.“

Tipps für den Notfall

  • Als gedankliche „Krisen-Hilfe“ empfehlen Experten, sich einen Campingurlaub im eigenen Haus vorzustellen.
  • Wenn man von üblichen Campingbedingungen ausgeht, hat man schnell eine Liste an Dingen im Kopf, die man braucht, um den Notfall gut zu überstehen.
  • Haltbare Nahrung und Flüssigkeitsvorräte für mindestens sieben, aber noch besser 14 Tage einlagern! Weil auch Bankomaten von Blackout betroffen sein könnten: Ausreichend Bargeld zu Hause haben.
  • Erste-Hilfe-Notfallapotheke auffüllen und ausreichend Hygieneartikel parat haben.

Weitere Informationen: www.saurugg.net


Österreichs Bundesrettungskommandant Gerry Foitik sieht schwierige Pandemie-Wochen auf uns zukommen, wie er im „Krone“-Interview verrät:

„Krone“: Herr Foitik, falls Omikron tatsächlich ein Drittel unserer Gesellschaft außer Gefecht setzt, was bedeutet das unter anderem für das Rettungswesen?
Gerry Foitik: Es gibt verschiedene Szenarien. Jedenfalls sollten die Betreiber kritischer Infrastruktur dafür gerüstet sein, Personalausfälle abzufedern, um wichtige Kerntätigkeiten aufrechterhalten zu können. Im Rettungsdienst ist das die Notfallrettung. Auf manche Krankentransporte könnte man im Ausnahmefall verzichten.

Bis zu welchem Punkt kann die Versorgung aufrechterhalten werden?
Als Einsatzorganisation ist das Rote Kreuz gut gerüstet, um auch in Notsituationen weiter für die Menschen da zu sein, wenn auch in möglicherweise reduziertem Umfang. Solange wir Patientinnen und Patienten im Krankenhaus zur weiterführenden Behandlung übergeben können, werden wir die Versorgung aufrechterhalten können.

Bundesrettungskommandant Gerry Foitik (Bild: APA/HANS PUNZ)
Bundesrettungskommandant Gerry Foitik

Wo liegen die Unterschiede zwischen ländlichem Raum und den großen Ballungszentren?
Da wie dort ist das Rettungsnetz mit mehr als 38.000 Freiwilligen engmaschig geknüpft. In der Stadt sind die Wege kürzer, dafür sind die Auswirkungen von Ausfällen kritischer Infrastruktur stärker. Wer seine eigene Resilienz checken will, kann dafür übrigens die Team-Österreich-App herunterladen.

Wie lautet Ihr Appell für die schwierigen Wochen, die vor uns liegen?
Ruhig bleiben und an andere Menschen denken. Die Booster-Impfung holen, um die eigene Gesundheit zu schützen. Nicht nötige Kontakte mit anderen Menschen reduzieren, bitte Maske tragen und wieder vermehrt Hände waschen, um Infektionsketten zu unterbrechen. Wir schaffen das!

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