Die aktuell recht stark sinkenden Infektionszahlen im Land sorgen bei so manch einem für Erleichterung. Der Schein dürfte jedoch trügen - wie der Molekularbiologe Andreas Bergthaler erklärte, sei Österreich in Sachen Neuinfektionen bereits an einem neuerlichen Wendepunkt angekommen. So macht sich zunehmend die Omikron-Variante des Coronavirus breit und trübt damit die Aussichten auf eine Entlastung des Gesundheitssystems. Ein Blick auf andere Länder zeigt zudem, dass sich eine noch nie dagewesene Infektionswelle anbahnen könnte.
Nachdem die durch die Delta-Variante beherrschte Infektionswelle überstanden zu sein scheint, meldete am Wochenende Wien als erstes Bundesland, dass dort Omikron bereits die dominante (also meist vorkommende) Mutation ist. Konkret wies die Stadt am Stefanitag bereits 522 aktive Fälle mit der neuen Variante nach.
Tatsächlich ist aber davon auszugehen, dass auch im Rest Österreichs Omikron bereits recht weit verbreitet sein dürfte. Denn nur in Wien werden wirklich alle PCR-Testungen auf die Variante untersucht. Weitere aktuelle Zahlen kommen lediglich aus Niederösterreich, wo zuletzt 15 Prozent aller Fälle auf Omikron zurückzuführen waren - in der Steiermark rechnet man momentan mit 30 Prozent, im Salzkammergut nur mit zehn Prozent.
Kläranlagen zeigen rasanten Anstieg
Auch Andreas Bergthaler, der Mitglied des GECKO-Krisenstabs der Bundesregierung ist, sieht den Anteil von Delta am gesamten Infektionsgeschehen deutlich sinken. Er bezieht sich dabei auf die Ergebnisse der Abwassertests aus den heimischen Kläranlagen. Demnach lag in Wien der Omikron-Wert am 14.12. nur bei 3,7 Prozent, am 19.12. bei 21 und liegt nun bereits bei mehr als 50 Prozent.
Besonders die Kläranlage am Flughafen in Wien-Schwechat sticht aus den Daten hervor - schon am 13. Dezember gab es hier einen Omikron-Anteil von mehr als 70 Prozent.
Warten auf die Welle
Für Bergthaler sei es „nicht überraschend“, dass bislang nur wenige Kläranlagen auf eine Ausbreitung der neuen Variante hinweisen, wie er gegenüber dem Ö1-„Mittagsjournal“ erklärte. Er rechne damit, dass schon in den nächsten Wochen in den meisten Anlagen Fälle zu sehen seien. Schließlich geht Bergthaler von einer „Verdopplungszeit von ca. zwei bis drei Tagen“ aus.
„Wir befinden uns gerade an einem Wendepunkt“, erklärte der Biologe - als langfristige Auswirkung des Lockdowns sei zwar die Anzahl der Neuinfektionen deutlich zurückgegangen, schon in den nächsten Tagen sei nun aber damit zu rechnen, dass die Zahl der neuen Fälle wieder stark ansteigen werde.
Neue Belastungsprobe für Spitäler
Die Hoffnung, dass die Omikron-Fälle milder verlaufen, scheint sich laut Bergthaler eher zu zerstreuen. So liege die „Gefährlichkeit“ zwischen der Varianten Alpha und Delta, wie britische Studien zeigen würden. Damit sei auch eine massiv steigende Belastung für das Gesundheitssystem zu befürchten, so der Wissenschaftler.
Keine Infektionswelle, vielmehr eine „Wand“
Wie enorm die Infektionswellen ausfallen könnte, zeigt ein Blick auf jene Länder, in denen sich die Variante bereits stark ausgebreitet hat. So vermeldeten etwa Großbritannien, Frankreich, Spanien und auch Dänemark so viele neue Fälle wie noch nie seit Beginn der Pandemie - trotz vergleichsweise hoher Impfquote.
Gesundheitsexperten wie der Komplexitätsforscher Peter Klimek sprechen mit Blick auf die Infektionskurven gar nicht mehr von einer Welle, sondern vielmehr von einer „Wand“, die auf uns zukomme. Erfreulicher sind hingegen die Zahlen aus Israel - zwar gab es auch hier zuletzt einen Anstieg, aufgrund der vielen Booster-Impfungen (also drei verabreichte Impfdosen) fiel dieser im Vergleich bislang wesentlich schwächer aus.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.