PCR-Test für Gastro
Deutschland: 2G plus und Streit um Impfpflicht
In Deutschland zeichnet sich eine Verschärfung der Zugangsbeschränkungen in der Gastronomie ab. Wie Gesundheitsminister Karl Lauterbach am Donnerstagabend im TV-Sender RTL sagte, sollen doppelt Geimpfte nur noch mit einem Test in Lokale dürfen (2G plus). Unterdessen äußerte sich der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Deutschland, Andreas Gassen, zu einer allgemeinen Impfpflicht: Er hält davon nichts.
Die 2G-plus-Beschränkung in der deutschen Gastronomie ist bereits in die Beschlussvorlage für die Bund-Länder-Gespräche am Freitag aufgenommen worden. „Nur noch Geboosterte können so rein. Die Gastronomie ist ein Problembereich“, sagte Lauterbach zur Begründung. „Da sitzt man ohne Maske oft für Stunden. Und wenn sich die Menschen dort dann gegenseitig infizieren, wie wir es bei Omikron sehr viel sehen, dann brauchen wir einen besseren Schutz, daher 2G plus, also geimpft und zusätzlich eben getestet.“ Lauterbach schloss für die Zukunft auch noch weitergehende Kontaktbeschränkungen nicht aus.
„Katastrophe für Kneipen und Restaurants“
Kritik an den Plänen kam von Hotel- und Gaststättenbetreibern. „Flächendeckend 2G plus wäre eine Katastrophe für Kneipen und Restaurant“, sagte die Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) der „Bild“. Wirte dürften nicht die Leidtragenden sein, wenn die Regierung „offenbar Anreise für die dritte Impfung“ schaffen wolle.
Auch der Bayerische Hotel- und Gaststättenverband lehnte Überlegungen zu einer Einführung von 2G plus in der Gastronomie ab. „Ich warne vor panischem Aktionismus, 2G plus stürzt Betriebe in Existenznot ohne Mehrwert für das Infektionsgeschehen“, teilte die Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, Angela Inselkammer, am Donnerstagabend mit. „Der geplante Beschluss käme im ohnehin extrem umsatzschwachen Jänner einem Quasi-Lockdown gleich, für viele Betriebe würde sich eine weitere Öffnung nicht mehr rechnen.“
Weiter Debatte um Impfpflicht
Lauterbach bekräftigte zudem, dass er weiterhin eine Impfpflicht gegen Corona befürworte. In Zukunft könne es Virusvarianten geben, die nicht nur hochansteckend seien, sondern auch noch sehr gefährlich. „Dann kämen wir in eine ganz bedrohliche Situation“, sagte er. „Der beste Schutz ist daher eine sehr hohe Impfquote. Und wenn die nicht erreicht werden kann, muss es eine Impfpflicht sein. Ich glaube, die Impfpflicht ist hier der Weg, der für Deutschland notwendig ist.“
Der Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) in Deutschland, Andreas Gassen, lehnt hingegen eine allgemeine Impfpflicht ab. „Impfen ist das wirksamste Instrument im Kampf gegen das Virus. Trotzdem halte ich nach wie vor nicht viel von einer Impfpflicht“, erklärt Gassen der „Rheinischen Post“. „Es gibt allein schon zu viele organisatorische Hindernisse, um dieses Vorhaben in kurzer Zeit starten zu können. Das fängt bereits beim Impfregister an. Wer soll das unter Wahrung des Datenschutzes erstellen, wo soll es gepflegt werden?“ Auch die nachlassende Wirksamkeit des Impfstoffes sei ein Problem.
Dagegen mahnte der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Hendrik Wüst zur Umsetzung der von Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigten Impfpflicht. „Der Bundeskanzler hat die Impfpflicht für Februar angekündigt - dieses Wort muss gelten“, sagt Wüst. „Die Menschen brauchen Verlässlichkeit und Vertrauen in die Politik. Das Gefühl, dass bei einem solch sensiblen Thema wie der Impfpflicht taktiert und auf Zeit gespielt wird, darf nicht entstehen.“ Die Impfung sei und bleibe der zentrale Weg aus der Pandemie, betont der NRW-Ministerpräsident.
Sieben-Tage-Inzidenz steigt weiter
Unterdessen meldete das Robert Koch-Institut (RKI) erneut einen Anstieg der offiziellen Sieben-Tage-Inzidenz. Das RKI gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Freitag mit 303,4 an. Er steigt seit Ende Dezember von Tag zu Tag, wobei das RKI weiterhin von einer Untererfassung der Neuinfektionen wegen weniger Tests und Meldungen im Zuge der Feiertage und der Ferien ausgeht.
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