„Gallisches Dorf“

In ganz Wien ist fürs Parken zu bezahlen? Falsch!

Wohnen & Verkehr
12.01.2022 06:00

Ab März ist ganz Wien Parkzone und überall ist zu bezahlen. Ganz Wien? Nein. Ein schickes Wohngebiet im Westen der Stadt bleibt davon ausgespart. Der Grund für die Ausnahme und warum Pickerl-Abstimmungen reine Willkür sind. 

Beim Teutates! Bei diesen Bergbewohnern können sich der kleine Gallier Axterix und sein Freund Obelix noch einiges an Widerstandswillen abschauen. Wie berichtet, ist es ab 1. März mit dem Gratisparken in ganz Wien vorbei. Das „flächendeckende Parkpickerl“ kommt, heißt es auf der Homepage der Stadt. Aber halt, ganz Wien?

Der obere Heuberg in Hernals, eine noble Wohngegend mit feinen Einfamilienhäusern und schöner Aussicht, ist davon unberührt. Das Parken bleibt gebührenfrei. Warum? Im Herbst hatte Bezirkschefin Ilse Pfeffer (SPÖ) die 1600 Anrainer befragt. Das Ergebnis fiel – knapp, aber doch – gegen die blauen Zonen aus. Für Pfeffer war klar: „Das ist bindend. Das Pickerl kommt nicht.“ Das sei gelebte Demokratie.

Pickerl-Abstimmungen als reiner Akt der Willkür
Jetzt bestätigt das auch das Büro von Verkehrsstadträtin Ulli Sima (SPÖ) der „Krone“: Das Gebiet bleibt weiterhin für jeden Parksheriff tabu. „Die Entscheidung der Bürgerbefragung bzw. der Frau Bezirksvorsteherin wird zur Kenntnis genommen. Es ändert sich folglich nichts.“

Klingt nach reiner Willkür. Die Hietzinger haben zweimal gegen die Parkvignette gestimmt. Im 13. Bezirk kommt sie dennoch.

Und als 150.000 Wiener 2012 eine Volksabstimmung zum Pickerl einforderten, schmetterte das Michael Häupl mit einem Juristentrick ab: „Das geht rechtlich nicht. Machen wir nicht. Basta!“ Das brachte dem damaligen Stadtchef heftige Kritik von Verfassungsrechtsdoyen Heinz Mayer ein, der Häupls Aussage für Unfug hielt. Aber kein Bewohner der Stadt durfte seine Meinung äußern. Jetzt der 17. Bezirk.

Offenbar walten einige Politiker, wie einst römische Imperatoren, nach Gutdünken. Einige Heuberg-Bewohner befürchten nun eine Überflutung mit auswärtigen Autos. Wie „Krone“-Leserin Susanne B., eine Parkzonen-Befürworterin: „Bei der Pickerl-Einführung im dicht verbauten Gebiet wurde niemand befragt. Jetzt schon. Warum sind nicht alle Wiener gleich?“ Das könnten sich ebenso die Bewohner in Hirschstetten oder Jedlersdorf fragen. Sie werden „zwangsbeglückt“.

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