In der Steiermark hat ein Pfarrer, der sich in eine Frau verliebte und der Kirche den Rücken kehren will, mächtig für Aufsehen gesorgt - krone.at berichtete! Kardinal Christoph Schönborn hat nun einen Ratschlag für seinen „abtrünnigen“ Kollegen - und er spricht in der „Krone“ über Herausforderungen für die Kirche, das Zölibat und auch seine eigene Zukunft ...
„Krone“: Priestermangel, Corona-Herausforderungen mit leeren Gotteshäusern. Wie geht es der Kirche, Herr Kardinal?
Kardinal Christoph Schönborn: Es geht uns wie allen anderen. Theater, Konzerte, Lokale. Was mich positiv stimmt: Die Kirchen waren immer offen. Viele haben für sich entdeckt, dass man auch in Stille beten oder eine Kerze anzünden kann. Alles, was Halt gibt, hat Zukunft.
Wie geht es ihnen eigentlich nach Krebs-Operation und Lungeninfarkt?
Ich bin sehr dankbar, dass ich wieder genesen bin. Das Alter von bald 77 Jahren setzt aber Grenzen.
Ihr Rücktrittsgesuch wurde ja vom Papst abgelehnt. Wie geht es weiter?
Für mich selbst wünsche ich mir, dass ich nicht so lange wie mein Vorgänger Kardinal König bis 80 im Amt bleibe.
Apropos Priester. Der Papst überlegt seit einiger Zeit Änderungen des Zölibats. Auch Ihr Wort hat im Vatikan Gewicht. Wie sehen Sie die Diskussion?
Mit einer gewissen Gelassenheit. Warum soll es künftig nicht wieder mehr Priester oder auch Ordensschwestern geben?
In der Steiermark hat ein Pfarrer die Kirche für eine Frau verlassen. Ihre Meinung zum aktuellen Fall?
Ich finde es richtig, wenn jemand in einer fixen Beziehung ist, dass man dazu steht und die Frau nicht im Regen stehen lässt. Versprochen haben wir etwas anderes, aber nicht alle Versprechen halten. Ich bin dankbar, dass ich auf diesem Weg bleiben kann.
Versprochen haben wir etwas anderes, aber nicht alle Versprechen halten.
Kardinal Christoph Schönborn
Schwierige Zeiten, Austritte, leere Gotteshäuser und Co.
Mit knapp fünf Millionen Mitgliedern ist die katholische Kirche nach wie vor die größte Glaubensgemeinschaft des Landes. Kontinuierlich verliert sie ihre Schäfchen. 2020 traten 58.535 Personen aus. Im vergangenen Jahr waren es deutlich mehr. Die Bereitschaft der Menschen, sich dauerhaft an eine Organisation zu binden, geht auch an der Kirche nicht vorbei. Corona legt das Leben in den Pfarren zusätzlich lahm. So gibt es weniger Taufen, Kommunionsfeiern und Firmungen. Bei den Trauungen ist es um ein Drittel weniger als in „normalen“ Jahren. Die Gotteshäuser sind pandemiebedingt noch schlechter besucht als vorher.
Dafür nimmt eine Million Gläubige an den Übertragungen der Sonntagsmessen in Radio und Fernsehen teil. Insgesamt dienen 3500 Priester, Tendenz fallend. Während die Zahl der Beitragszahler abnimmt, steigt die Bereitschaft, sich an karitativen Projekten zu beteiligen, egal, welcher Konfession man angehört. So zählt youngCaritas 50.000 junge Helfer. Aber auch bei der Bildung mischt die Kirche eifrig mit. 2021 besuchten 75.864 Kinder und Teenager eine katholische Privatschule - mit einem Anteil von 6,7 Prozent aller Schüler in Österreich bisheriger Höchststand.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.