Doch geringerer Wert

Après-Ski-Infektionen: AGES korrigiert Zahlen

Österreich
15.01.2022 17:47

Offiziell ist zwar eigentlich kein Après-Ski erlaubt, Steh- und Nachtgastronomie sind gemäß der derzeit geltenden Corona-Verordnung geschlossen. Doch wer sich in den Skigebieten Österreichs umschaut, dem zeigt sich ein anderes Bild. Nun wird über die Auswirkungen der „Hüttengaudi“ nach Liftschluss in Sachen Corona-Ansteckungen im Freizeitbereich debattiert. Denn nachdem zuerst von 70 bis 80 Prozent die Rede war, spricht die AGES am Samstag von deutlich niedrigeren Werten.

Skiurlaub inklusive Hüttenbesuch und Abschluss-Stamperl an der Schirmbar gehören für viele zum Winter in Österreich einfach dazu. Dass man es offenbar mit den Corona-Bestimmungen in den Skiorten nicht allzu genau nimmt, soll ein Sitzungsprotokoll der Corona-Ampelkommission enthüllen.

Zahlenrätsel um Ansteckungen
Laut Protokoll der Sitzung von dieser Woche hat dort Daniela Schmid von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) wörtlich erklärt, dass 70 bis 80 Prozent der Fälle aus dem Sektor Freizeit dem Apres Ski zuzuordnen sind. Dasselbe gelte „für einen relevanten Anteil der Fälle im Setting Hotel und Gastronomie.“ Sprich: Nicht nur die Gäste, sondern auch das Personal steckt sich beim lustigen Feiern an.

Am Samstag sprach die AGES allerdings dann von viel niedrigeren Werten. Demnach gebe es die Unterkategorie Après-Ski gar nicht, sondern nur die Unterkategorie Après-Sport, die sich z.B. auch auf Eislaufen und Rodeln bezieht. Und der Anteil dieser Unterkategorie am Freizeitsektor, der insgesamt gut zwölf Prozent aller Fälle ausmacht, ist laut aktueller AGES-Darstellung im Bundesschnitt nur 16 Prozent. Überraschend ist, dass just das nicht gerade für seine Skiberge bekannte Wien mit 40 Prozent den höchsten Wert aufweisen soll.

Hoher Anteil nur bei Jüngeren?
Zu der Diskrepanz zwischen den Zahlen, die man am Samstag präsentiert und die Schmid am Donnerstag genannt hat, meint ein AGES-Sprecher schriftlich, es sei natürlich möglich, dass es in der Unterkategorie Aprés-Sport in einer spezifischen Alterskategorie (Jüngere) so einen hohen Anteil gebe. Eine spezielle Auswertung dazu gebe es nicht. Und überhaupt handle es sich um „ein Gesprächsprotokoll, das von den Expert:innen nicht noch extra fachlich freigegeben wurde“.

Ansteckungsort Nummer eins bleibt der Haushalt
Trotz der augenscheinlichen Problematik mit dem Wintertourismus nimmt der Freizeitbereich, zu dem auch das Skivergnügen gerechnet wird, immer noch Platz zwei in der Liste der häufigsten Ansteckungsorte von der Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit ein. Nummer eins bleibt weiterhin der Bereich Haushalt, mehr als drei Viertel aller abgeklärten Ansteckungen finden in diesem Bereich statt. Wobei hier erwähnt werden muss, dass eine tatsächliche Abklärung der Corona-Infektionen nur noch bei 40 Prozent der neuen Fälle möglich ist. 

Dass der Aprés-Ski-Bereich einen wesentlichen Anteil in der Bildung von neuen Clustern einnimmt, zeigten nicht zuletzt die Corona-Zahlen aus den jeweiligen Skigebieten. Besonders in Kitzbühel und Flachau waren die Sieben-Tage-Inzidenzen in schwindelerregende Höhen geklettert, Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) sprach von „extrem besorgniserregender Prognosen“.

Touristiker: „Wintersaison ist sicher“
Gehandelt wurde bis jetzt aber eher spärlich, Christian Harisch, Hotelier und Obmann des Tourismusverbandes von Kitzbühel betonte vielmehr: „Die Wintersaison ist sicher.“ Ein Problem sei vielmehr die Sperrstunde um 22 Uhr, weshalb die Gäste dann privat weiterfeiern würden. 

AGES sieht „Aprés-Ski-Cluster“
Bei der AGES sieht man das etwas anders. Demnach wurden „auffällig viele Cluster, und hier Cluster großen Ausmaßes, im Bereich von Après-Ski-Aktivitäten identifiziert“, heißt es im Protokoll. „Dies umfasst auch Personen mit Wohnsitz in Wien, die im Anschluss an Skifahr-Aktivitäten in anderen Bundesländern im Wohnbundesland als Fälle identifiziert wurden.“

(Bild: APA/JAKOB GRUBER)

Die Ansteckungen seien aber überwiegend „nicht im Zuge des Transports oder der Sportausübung, sondern direkt im Setting Après-Ski“ passiert. Und so mancher Urlauber sei auch direkt nach dem positiven Test abgereist, um einer Quarantäne vor Ort zu entgehen. 

Cluster in Altenheimen und im Kulturbereich
Doch nicht nur der Tourismus macht Probleme. Fälle wurden in fast allen Bundesländern auch in Altenheimen entdeckt und Wien nannte Cluster in zwei künstlerischen Veranstaltungsorten auffällig.

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