Das Party-Video aus einem Tiroler Après-Ski-Lokal verunglimpft auch Betriebe, die sich an die Regeln halten. Die Branche ist „sauer“ über schwarze Schafe. Etwas Geduld noch beim Feiern, appelliert eine Virologin.
Zuletzt gab es ja vor allem in Skigebieten hohe Inzidenzen. Mit Maßnahmen sollte der Wintertourismus aber gut laufen. Wie im Tiroler Kitzbühel, wo bald das Hahnenkamm-Rennen über die Piste geht. Da macht das Video im Internet von Runtastic-Gründer Florian Gschwandtner vom Wochenende Ärger: Es zeigt, wie in einem Kitzbüheler Lokal ausgelassen gefeiert wird, als ob es die Pandemie nie gegeben hätte. Jener Betrieb erhielt 2021 übrigens mehr als 137.000 Euro an Corona-Hilfen vom Staat.
„Eine Sauerei, wir sind richtig enttäuscht. Wir wollten mit gutem Vorbild vorangehen“, sagt Christian Harisch, Obmann von Kitzbühl Tourismus, laut Ö1. Und Bürgermeister Klaus Winkler: „Das ist inakzeptabel. Wir sind alle sauer, auch Betriebe, die sich korrekt an die Vorschriften halten und nun in Verruf geraten.“
„Gefahr für die gesamte Branche“
Aber Tirol bildet keine Ausnahme: Dass nach der Sperrstunde um 22 Uhr Lokale zwar brav schließen, das Treiben hinter der Tür aber weitergeht, gibt es bundesweit, wie Augenzeugenberichte und Polizeikontrollen zeigen. Tourismusministerin Elisabeth Köstinger hatte längst „schwarze Schafe“ in der Gastro kritisiert: „Ich kämpfe seit Monaten Seite an Seite mit den Gastronomie- und Tourismusbetrieben um die Existenz. Dieses Verhalten ist eine Gefahr für die gesamte Branche.“
Nachtgastro fühlt sich „gefrotzelt“
Solche Fotos seien „für Österreich als Urlaubsland ein Desaster“, sagt Mario Pulker, WKÖ-Spartenobmann Gastronomie: „An gesetzliche Vorgaben muss man sich halten. Unabhängig davon, ob man sie für sinnvoll hält.“ Er selbst hält von der Sperrstunde nichts: „Weg damit.“ „Natürlich fühlt man sich gefrotzelt, wenn solche Bilder auftauchen“, so Nachtgastronomie-Sprecher Stefan Ratzenberger: „Das wirft ein schiefes Bild auf die ganze Branche.“ Wichtiger als Party-Videos ist für ihn aber die Frage, wann und wie die Nachtgastronomie wieder öffnen kann.
Auch wenn die Sperrstunden-Maßnahme nicht mehr verhältnismäßig ist, gilt sie. Wer sich nicht daran hält, muss mit Strafen rechnen.
Mario Pulker, WKO-Gastro-Obmann
Aber sind Partymachen und Abfeiern wirklich so schlimm? „Wenn viele Menschen nah beieinander sind, hat Omikron leichtes Spiel“, sagt Epidemiologin Eva Schernhammer. Manch Blauäugiger gehe nachher nicht einmal testen – „und mit einmal testen ist es dann ja auch nicht getan“.
Feiern schön, aber „passt nicht zu Corona“
Partys mit Gedränge und Alkohol sind laut Virologin Dorothee von Laer „der ideale Ort, wo sich das Virus ausbreiten kann. Feiern ist etwas Schönes, aber passt halt nicht zu Corona. Wir müssen uns noch etwas gedulden.“ Eine erste Einschätzung von ihr: Mit Auflagen könnte die Nachtgastro vielleicht „mit März, April“ öffnen.
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