Frau ins Meer gezogen
Vulkan verwandelte Tonga in „Mondlandschaft“
Nach der gigantischen Eruption des Untersee-Vulkans Hunga-Tonga-Hunga-Ha‘apai in der Südsee sind weite Teile des Inselreichs Tonga weiter von der Außenwelt abgeschnitten. Bisher ist ein Todesfall bekannt: Eine 50-jährige Britin wurde nach Angaben ihres Bruders von einer Tsunami-Welle ins Meer gezogen. Das Ausmaß der Schäden ist weiterhin unklar: Nach Angaben des neuseeländischen Hochkommissars in dem Archipel, Peter Lund, liegt die Hauptstadt Nuku‘alofa unter einer Ascheschicht begraben und wirkt wie eine „Mondlandschaft“.
Militärflugzeuge aus Neuseeland und Australien erkunden aktuell die Lage aus der Luft, die Kommunikationsverbindungen nach Tonga waren am Montag weiter stark beeinträchtigt - speziell auf abgelegeneren Inseln, zu denen seit der Eruption des Hunga-Tonga-Hunga-Ha‘apai kein Kontakt hergestellt werden konnte.
Eruption löste Flutwellen aus
Die Regierungen von Neuseeland und Australien sende Schiffe aus, um die Lage zu erkunden, meldete Radio New Zealand am Montag. Zu Tonga gehören etwa 170 Inseln. Der Ausbruch am Samstag war Tausende Kilometer weit zu hören. Eine gewaltige Aschewolke war wie ein Atompilz kilometerweit in die Höhe gestiegen. Die Eruption löste Flutwellen aus und versetzte viele Pazifikstaaten in Alarmbereitschaft.
Tsunami-Wellen wurden nicht nur in Tonga, sondern auch in Neuseeland, Japan, Alaska, Südamerika registriert. Hilfsorganisationen warnten vor Gesundheitsschäden durch die Asche und rieten den Bewohnern Tongas dazu, Masken zu tragen und nur Wasser aus Flaschen zu trinken. Überflutungen wurden unter anderem auch aus Peru gemeldet, dort normalisierte sich die Lage Sonntag Ortszeit laut Medienberichten aber wieder. In Chile gab es zwischenzeitlich eine Tsunamiwarnung für die Osterinseln und die Küstenregion, die dann wieder aufgehoben wurde.
Stärkster Ausbruch seit 30 Jahren
Der Ausbruch war nach Ansicht von Experten der weltweit stärkste seit 30 Jahren. Erste Daten zeigten, dass es seit dem Pinatubo auf den Philippinen 1991 keine derartig heftige Eruption gegeben habe, sagte der Vulkanologe Shane Cronin von der University of Auckland Radio New Zealand. Hätte sich die Eruption an Land ereignet, dann wären die Auswirkungen „apokalyptisch“ gewesen, so Cronin. Unklar sei, ob der jüngste Ausbruch den Höhepunkt der Aktivität darstelle. Es könne auch sein, dass der Vulkan noch mehrere Wochen oder sogar Jahre unruhig bleibe.
Die von der Eruption ausgelösten Ascheschwaden hätten mittlerweile sogar Australiens Ostküste erreicht, teilte der Wetterdienst Weather Watch New Zealand mit. Die Wolke ziehe nach Westen über Queensland und werde einen Großteil des Bundesstaates bedecken, hieß es.
Druckwelle erreichte auch Österreich
Die Druckwelle des Vulkanausbruchs auf der anderen Seite des Planeten erreichte auch Österreich knapp nach 20.30 Uhr am Samstag und hatte damit den Globus umrundet. Auf der Luftdruckgrafik aus Wien ist der kleine Zacken gut erkennbar. Gemerkt haben wir das natürlich nicht.
Neuseeland schickt Hilfsgüter
Neuseeland will inzwischen nach den Worten von Ministerpräsidentin Jacinda Ardern eine zweite Maschine des Typs Hercules mit wichtigen Hilfsgütern nach Tonga schicken. Sollte die Landebahn in Tongas Hauptstadt Nuku‘alofa beschädigt sein, könnten die Materialien auch abgeworfen werden, sagte Ardern am Montag vor Journalisten. „Die heute durchgeführten Flüge werden uns dabei helfen festzustellen, wo Bedarf besteht“, betonte Ardern. „Wir wissen, dass dringend Wasser benötigt wird, und wir hoffen, dass die Hercules heute starten kann, um diesen Bedarf zu decken.“ Ob es Tote oder Verletzte gab, sei weiter unklar.
Tongas Hauptstadt unter Ascheschicht
Infolge des Seebebens wurde auch ein wichtiges Unterseekabel gekappt, daher fiel das Internet auf Tonga aus. Auch die sonstigen Kommunikationsverbindungen waren gestört, Mobiltelefone schienen aber zumindest teilweise zu funktionieren, wenn auch nur lokal und nicht international. „Es ist eine schreckliche Zeit, aber Nuku‘alofa steht noch, die Elektrizität wurde in vielen Häusern wiederhergestellt“, teilte Lund auf Facebook mit. Reinigungsaktionen sollen in dieser Woche beginnen.
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