Es ist eine spannende wie fade Wahl, die da im Herbst auf uns zukommt. Fad, weil aller Wahrscheinlichkeit nach Alexander Van der Bellen erneut als Bundespräsident aus dieser Wahl gehen wird. Spannend, weil dieser Urnengang - sollte FPÖ-Chef Herbert Kickl tatsächlich antreten - zeigen wird, wie es um die Zufriedenheit der Österreicher mit der Corona-Politik steht.
Es ist ja nur klug, dass sich Alexander Van der Bellen mit seinem Ja-oder-Nein zu einem Wiederantritt bei der Bundespräsidentenwahl so ziert. Das vermindert nämlich die Vorbereitungszeit für seine potenziellen Mitbewerber und ist deswegen ein glasklares Indiz für eine Wiederkandidatur. Dass er sich noch nicht aus der Deckung wagt ist mehr strategischer Schein als reales Sein - so funktioniert eben Politik, liebe Leser!
Nur die FPÖ MUSS einen Kandidaten bieten
Die anderen Parteien haben dafür noch etwas Bedenkzeit gewonnen, um zu entscheiden, wen sie ins wichtigste Rennen dieses Jahres schicken. Sollte VdB in Pension gehen, werden die Karten neu gemischt. Wenn er aber auf eine zweite Amtszeit schielt, ist dieser Wahlkampf für ihn eine „gmahte Wiesn“ und die anderen können es sich sparen, einen Kandidaten zu verheizen. Das gilt für alle Parteien - für alle, außer für die FPÖ.
Bei der FPÖ geht es um die Optik
Denn die Blauen müssen schon alleine aus Gründen der Gesichtswahrung einen Kandidaten aufstellen. Eine Protest-Partei, die keine Alternative zum grünen Staatsoberhaupt bieten kann? Unvorstellbar! Ein kampfloses Akzeptieren von weiteren fünf Jahren Van der Bellen? Nie im Leben! Das geht sich für die Freiheitlichen auch aus optischen Gründen nicht aus.
Auch bei Niederlage kann Kickl nur gewinnen
Auf den ersten Blick ist die naheliegendste Kandidatenwahl ein neuer Anlauf von Nobert Hofer. Mit seiner gemäßigten Corona-Position ist er dafür nur noch bedingt geeignet. Auf den zweiten Blick drängt sich aber ohnehin ein anderer auf: Herbert Kickl! Er könnte als polternder Maßnahmengegner im Becken der Unzufriedenen fischen und alleine durch eine Kandidatur seine Anti-Haltung als armer Außenseiter festigen. Für ihn ist es so oder so eine Win-Win-Situation!
Spaltung ist kein Konzept für einen Bundespräsidenten
In diesem Fall ist ein heißer Herbst vorprogrammiert, die weitere Polarisierung in unserer Gesellschaft gewiss. Aber: bei aller strategischen Parteiplanung sei auch an die politische Verantwortung erinnert. Denn wer es nur auf Spaltung zum eigenen Vorteil abzielt, hat in der höchsten Position des Landes nichts zu suchen. Und damit wäre ein möglicher Kandidat eigentlich ohnehin schon raus.
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