Die Mitglieder der Halleiner Gemeindevorstehung bekamen kurz vor dem Start ins Wochenende Post. In dem Dokument geht es einmal mehr um die Abberufung des Halleiner Amtsdirektors. Bürgermeister Alexander Stangassinger (SPÖ) stellte diesen im Mai 2021 bekanntlich dienstfrei. Er begründete dies damals mit einem „massivem Vertrauensverlust“. Im August verschärften sich die Vorwürfe. Am Dienstcomputer des Amtsdirektors fand man NS-Lieder, ein Porno-Video und Geheimakten. Die Gemeinde suspendierte den Amtsdirektor, ein Disziplinarverfahren gegen ihn läuft noch.
Parteipolitische Interessen gegen Stadtchef vertreten
Das nun verschickte Dokument hat es offenbar in sich, enthält laut „Krone“-Recherchen weitere Anschuldigungen gegen den suspendierten Spitzenbeamten. Demnach soll man auf Stadt-Servern in Ordnern des Amtsdirektors weitere einschlägige Bilder und zahlreiche Nachrichten gefunden haben. Dabei soll er des öfteren gegen die Amtsverschwiegenheit verstoßen und brisante Informationen weitergespielt haben. Unter anderem habe der Amtsdirektor dabei reine Parteipolitik betrieben und nicht im Sinne des Stadtchefs gehandelt.
Er habe eifrig mit Landeshauptmann-Stellvertreter Christian Stöckl (ÖVP) geschrieben. Dieser war in seiner Zeit als Halleiner Bürgermeister lange sein direkter Vorgesetzter. Eine der Nachrichten könnte Stöckl in Erklärungsnot bringen. Er soll dem Amtsdirektor 2019 sinngemäß empfohlen haben, sein persönliches Engagement dem Niveau des neuen Bürgermeisters anzupassen. Ein Aufruf zum Ungehorsam? Ein Scherz zwischen alten Weggefährten?
Stöckl habe lediglich Ratschläge gegeben
Stöckl bestätigt den regen Nachrichten-Austausch mit dem Amtsdirektor. Im konkreten Fall habe er geschrieben, dass „er Dienst nach Vorschrift machen soll, weil es das Gescheiteste ist. Dann ist er nicht so leicht angreifbar.“ Für den Landesvize war dies ein Ratschlag. Zu zahlreichen Kontakten sei es auch gekommen, weil der Amtsdirektor von Bürgermeister Stangassinger „gemobbt worden sei und er ihn wegbekommen wollte. Das hat er schon im Wahlkampf klar kommuniziert“, holt Stöckl zum Gegenschlag aus.
Bürgermeister will bei Aufklärung mitwirken
„Von mir gibt es keinen Kommentar zum Inhalt. Es scheint aber, dass wir sogar in Hallein in einem Sumpf aus Intrigen und Machtspielen gelandet sind, die von obersten Stellen scheinbar bis ins Rathaus reichen. Ich stehe dazu, lückenlos an der Aufklärung mitzuwirken und mitzuhelfen, diesen Sumpf trocken zu legen“, sagt Stangassinger. Nun müssen in Hallein gleich zwei Chat-Affären aufgeklärt werden.
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