Der Vorsitzendenwechsel von Birgit Gerstorfer auf Michael Lindner im brutalen Schnelldurchlauf hat viele SPÖ-Führungskräfte sprachlos gemacht. Stellungnahmen haben wir aber vom Linzer Stadtchef Klaus Luger, Ex-Minister Alois Stöger und dem regionalen Förderer von Lindner in Freistadt, Hans Affenzeller, bekommen.
Was für eine Woche! Und trotzdem für die SPÖ nichts wirklich Neues: Vor ziemlich genau sechs Jahren, ebenso vier Monate nach verlorener Wahl, wurde Parteichef Reinhold Entholzer gestürzt, als er im Alleingang SPÖ-Geschäftsführer Peter Binder (heute 3. Landtagspräsident) plötzlich absetzen wollte. Nun hat es Birgit Gerstorfer samt Landesgeschäftsführer Georg Brockmeyer erwischt – auch mit dem Vorwurf eines Alleingangs, diesmal mit umstrittenen Impfplakaten. Geht man noch weiter in der Parteigeschichte zurück, wird man ähnliche Umstürze finden, etwa 1974 gegen Franz Hillinger.
Versucht man von aktuellen und früheren SPÖ-Spitzenfunktionären Hintergründe über den Umsturz Anfang dieser Woche zu erfahren, so erhält man wenig mit Namen Zitierbares. Man fürchtet, alte und neuere Verletzungen noch zu vertiefen, was ja ein nachvollziehbares Motiv ist.
Die Impfplakate waren das Ende einer langen Serie von Pleiten und Pannen. Der sprichwörtliche letzte Tropfen im Fass...
Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ), Linz
Zitieren lassen sich der Linzer Bürgermeister Klaus Luger, der nicht im Präsidium der Landes-SPÖ sitzt, aber Lindner vorgeschlagen hat, sowie Ex-Minister Alois Stöger, ein Gewerkschafter, der bei der einstimmigen Kür Lindners am Dienstag wegen eines Auslandsaufenthaltes nicht involviert war. Siehe die Zitate anbei.
Es war klar, dass ein Wechsel mittelfristig ansteht. Dass es so schnell gegangen ist, hat mich überrascht.
Ex-Minister NR-Abg. Alois Stöger
Viel Freude vor Ort in Freistadt
Mit viel Freude über die Kür Lindners lässt sich sein früher Förderer in der SPÖ-Bezirksorganisation Freistadt, LAbg. a. D. Hans Affenzeller zitieren, auch wenn er hinsichtlich des Schicksals von Birgit Gerstorfer dazu sagt, „dass diese Abwicklung schon ein wenig anders auch gemacht werden hätte können“. Aber es sei trotzdem g’scheiter, dass das nun schnell passiert sei. Früher, als es mal vier SPÖ-Landesräte gab, hat er gesagt: „Es ist leichter, die gesamte SPÖ-Regierungsriege nach Freistadt zu bringen, als einen Freistädter in die Regierung.“ Das ist vorbei.
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