Wissenschaftler geben Entwarnung: Kinder und Jugendliche haben durch die Nutzung von Mobil- und Schnurlostelefonen (DECT) kein erhöhtes Tumor-Risiko. Es gebe „keine Hinweise auf einen kausalen Zusammenhang“, so das Ergebnis der seit 2010 international laufenden MOBI-Kids-Studie, an der auch die österreichischen Umweltmediziner Michael Kundi und Hans-Peter Hutter beteiligt waren.
Für die großangelegte Studie untersuchten die Wissenschaftler das Nutzungsverhalten von rund 800 Kindern und Jugendlichen, die im Alter zwischen zehn und 24 Jahren an einem Hirntumor erkrankten. Verglichen wurden die Daten mit denen einer Kontrollgruppe. Informationen zu Dauer und Häufigkeit der Nutzung von Mobiltelefonen und DECT-Telefonen wurden in Interviews erhoben.
Insgesamt wurden zwischen 2010 und 2015 rund 2800 junge Teilnehmer aus acht europäischen Ländern - darunter Österreich - sowie Israel, Australien, Kanada, Japan, Korea und Neuseeland in die Studie aufgenommen.
Kein kausaler Zusammenhang zwischen Handy-Nutzung und Hirntumoren
Wie die Auswertung der Daten nahelegt, war das Risiko, an einem Hirntumor zu erkranken, für regelmäßige Nutzer von Mobil- und DECT-Telefonen in der Studie nicht höher als für Nicht-Nutzer.
Wortwörtlich heißt es im englischen Original: „Overall, our study provides no evidence of a causal association between wireless phone use and brain tumours in young people“. Die Studie liefert also keine Hinweise auf einen kausalen Zusammenhang zwischen der Nutzung von Mobiltelefonen und Hirntumoren bei jungen Menschen.
Methodische Verzerrung
Es zeigte sich sogar ein tendenziell sinkendes Erkrankungsrisiko mit der Intensität und der Dauer der Nutzung, insbesondere in der Altersgruppe der 15- bis 19-Jährigen, wie das deutsche Bundesamt für Strahlenschutz am Montag mitteilte.
Demnach gehen die Studienautoren davon aus, dass dieses Absinken möglicherweise Ergebnis einer methodischen Verzerrung sein könnte - etwa, weil die Angaben zum Nutzungsverhalten der Hirntumorpatienten teilweise von den Eltern abgegeben wurden. Eine andere Erklärung wäre, dass sich bei den jungen Patienten das Nutzungsverhalten aufgrund von Symptomen der Erkrankung, die bereits vor der Diagnose vorlagen, verändert haben könnte. „Es gibt keinen Grund für die Annahme eines schützenden Effekts bei Mobilfunknutzung“, hielt die deutsche Behörde fest.
Ergebnis „wenig überraschend“
Die Ergebnisse der MOBI-Kids-Studie decken sich mit denen früherer Studien. Durch ihren Umfang und den hohen Anteil an Langzeit-Nutzern verfügt sie jedoch über eine deutlich aussagekräftigere Datenbasis als bisherige Studien, insbesondere für jugendliche Mobilfunknutzer.
Für das Forum Mobilkommunikation (FMK) als Interessensvertretung der österreichischen Mobilfunkanbieter ist das Ergebnis „wenig überraschend“ - schließlich fände sich „auch unter mehreren Tausend anderen Studien, die im Laufe der Vergangenheit zum Thema ‘Mobilfunk & Gesundheit‘ gemacht wurden, kein einziger belastbarer Hinweis auf einen kausalen Zusammenhang zwischen elektromagnetischen Hochfrequenzfeldern und einer Erkrankung“, so das FMK in einer Reaktion.
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