Leopold Pilsner, ein ehemaliger Gemeinderat in Leoben, muss sich seit Dienstag im Straflandesgericht wegen des Verdachts der Untreue verantworten. Der Unternehmer und Politiker soll als Geschäftsführer mehrerer stadteigener Gesellschaften Gelder via Scheinrechnungen verschoben haben. Der Angeklagte hat bisher alles bestritten. Bei den Vorwürfen handle sich es sich um eine „politische Intrige“. Mehrere Verhandlungstage werden folgen.
Pilsner soll laut Anklage zwischen 2006 und 2014 Rechnungen in der Höhe von insgesamt rund 330.000 Euro an jeweils andere Gesellschaften innerhalb des Stadtverbundes gelegt haben, ohne dass es entsprechende Leistungen dafür gegeben haben soll. Aufgekommen sei der Verdacht durch aufmerksame Mitarbeiter, die sich 2014 an Bürgermeister Kurt Wallner (SPÖ) wandten. Zum damaligen Zeitpunkt war der Beschuldigte noch SPÖ-Gemeinderat und somit ein Parteikollege des Stadtoberhaupts.
Laut Staatsanwalt Andreas Riedler soll es einem der Tochterunternehmen der Stadt finanziell nicht gut gegangen sein. Deshalb habe der Angeklagte als Geschäftsführer mehrerer Gesellschaften Vermögen zwischen den Unternehmen meist zu Jahresende oder vor Generalversammlungen transferiert und verschoben: Die tatsächlichen Verhältnisse seien damit verschleiert worden, lautet der Vorwurf. Damit soll auch die Liquidität aller Gesellschaften aufrecht erhalten worden sein.
Mein Mandant hat einen Fehler gemacht: Er ging in die Politik.
Verteidiger Gerald Ruhri
„Opfer einer Intrige“
Verteidiger Gerald Ruhri stellte die Vorwürfe der Staatsanwaltschaft in Abrede: Sein Mandant sei „Opfer einer politischen Intrige“ geworden, doch dem habe man sich in dem acht Jahre dauernden Ermittlungsverfahren seitens des Anklägers nicht gewidmet, bedauerte der Jurist. Entsprechend länger dauerte sein Eröffnungsplädoyer, in dem er bis ins Jahr 1995 zurückging. Damals war der Beschuldigte als „erfolgreicher Betriebsansiedler“ nach Leoben geholt worden, um da die Tochterunternehmen der Stadt zu organisieren, schilderte Ruhri. Er habe rund 2.800 Arbeitsplätze in der Stadt mitgeschaffen, „aber er machte einen Fehler: Er ging in die Politik.“
„Bürgermeister hat Staatsanwalt instrumentalisiert“
Der Anwalt sparte nicht mit Kritik am Staatsanwalt und seinen Erhebungen: „Dem Bürgermeister gelang es offensichtlich, den Staatsanwalt zu instrumentalisieren.“ Aus „niederen Motiven“ seien Kollateralschäden in Kauf genommen worden, um jemanden loszuwerden. Der Angeklagte sei seit acht Jahren auf Jobsuche.
Überhaut sei „egal, was da rauskommt“, so der Angeklagte. „Wer dich wegputzen will, hat sein Ziel zum Zeitpunkt der Presseaussendung erreicht. Man ist ruiniert und wurde bei lebendigem Leibe verbrannt.“
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