In Österreich leiden aktuell rund 200.000 Menschen an Long-Covid-Symptomen. Zehn bis 15 Prozent leiden auch nach milden Verläufen noch monate- bis jahrelang an diesen Langzeitfolgen einer Corona-Erkrankung. Statt Hilfe und Therapie erleben Betroffene jedoch häufig einen „Spießrutenlauf“ zwischen Behörden und medizinischen Einrichtungen.
Eine zentrale Koordinierungsstelle fehle, kritisierte SPÖ-Bundesfrauensprecherin Eva-Maria Holzleitner bei einem Hintergrundgespräch mit Betroffenen im SPÖ-Parlamentsklub. Hilfesuchende würden von Ärzten teilweise mit Worten wie „Da ist nix, Sie haben nix“ weg- oder zu Psychologen weitergeschickt, wie Alexa Stephanou von der Betroffeneninitiative Long Covid Austria schilderte. „Wir brauchen medizinische Hilfe und keine Psychopharmaka.“
Notwendige Untersuchungen würden nicht von den Sozialversicherungsträgern finanziert, da sie nicht vom Leistungskatalog abgedeckt seien. Stattdessen würden dann Untersuchungen durchgeführt, „von denen man weiß, dass sie nix bringen“, so Stephanou. Es brauche individuell angepasste Therapien, die auf die persönliche Leistungsgrenze Rücksicht nehmen - sogenanntes Pacing.
Obwohl man bereits seit März 2020 in Kontakt mit dem Gesundheitsministerium stehe und dort auch bereits mehrfach konkrete Verbesserungsvorschläge präsentiert habe, sei „nix passiert“, bedauerte Maarte Preller, Gründerin von Long Covid Austria. Es gebe nach wie vor keine offizielle Anlaufstelle für Betroffene. Man fühle sich von den Stellen, von denen man Hilfe erwartet hätte, im Stich gelassen.
Zu den Long-Covid-Symptomen zählen rasche Erschöpfung und eine um bis zu 80 Prozent verringerte körperliche Leistungsfähigkeit, wodurch bereits die Alltagsbewältigung zur Herausforderung wird. Etwa 40 Prozent der Long-Covid-Betroffenen können nicht mehr in ihren bisherigen Beruf zurückkehren.
„Es ist ein Wahnsinn, jungen Menschen zu empfehlen, Invaliditätspension zu beantragen“, zeigte sich auch Rudolf Silvan, Volksanwaltschaftssprecher der SPÖ, empört. „Das ist eine Bankrotterklärung des Sozialstaats“ und auch eine Folge der „fehlgeschlagenen Reform des Sozialversicherungssystems“. Der Gesundheitsminister solle Long Covid als Berufskrankheit anerkennen und eine Koordinierungsstelle einrichten. Die SPÖ werde im Parlament entsprechende Anträge einbringen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.