Teuerung trifft jeden

„Ohne Trinkgeld ist der Kühlschrank leer“

Politik & Wirtschaft
13.02.2022 06:00

Zum Aufwärmen in den Pensionistenklub gehen, keine längeren Strecken mit dem Auto fahren und Lebensmittel nur mit Trinkgeld bezahlen. Vier Wiener berichten von ihrem Alltag mit immer weniger Geld in der Tasche.

Hohe Mietkosten, teurere Lebensmittel und Benzin zu Höchstpreisen. Die Teuerungswelle trifft Menschen in den unterschiedlichsten Lebensabschnitten. Die „Krone“ hat mit vier Wienern - zwei Pensionisten, einer Studentin und einer Kellnerin - gesprochen.

Für Ingrid Mahl sind die Preisaufschläge am deutlichsten im Supermarkt und bei Strom und Gas zu spüren. „Mir bleibt im Vergleich zurzeit vor zwei Jahren ein Drittel weniger Geld pro Monat übrig“, sagt die 81-Jährige. Sie ist ein bescheidener Mensch und kauft nur das Nötigste, aber selbst das geht sich immer weniger aus. „Produkte im Angebot kosten jetzt so viel wie davor zum regulären Preis“, beklagt die Pensionistin. Und auch beim Heizen muss sie immer tiefer in die Tasche greifen. „Bald muss ich in den Pensionistenklub gehen, um mich dort aufzuwärmen!“, befürchtet Ingrid.

(Bild: Krone KREATIV, Sarah Bruckner)

500 Euro für ein WG-Zimmer
Rebecca Polith ist Studentin in Wien. Den Großteil ihrer finanziellen Mittel verschlingt die Wohnung. Sie wohnt in einer WG und zahlt 500 Euro Miete pro Monat. Neben ihrem Studium ist sie geringfügig angestellt. „Mein Glück ist, dass ich Studienbeihilfe erhalte, sonst würde es sich niemals ausgehen“, sagt die 22-Jährige. Damit bleiben ihr rund 400 Euro pro Monat zum Leben. „Ich gehe wenig essen und kaufe mir nicht oft neue Kleidung“, erzählt Rebecca. „Das Leben als Studentin in Wien ohne Unterstützung der Eltern oder durch Studienbeihilfe ist nicht leistbar“, weiß die Jungwienerin.

(Bild: Krone KREATIV, privat)

100 Euro bleiben pro Monat
Elisabeth Hausenberger verdient ihren Lebensunterhalt als Kellnerin. Sie wohnt allein in ihrer Wohnung, für die sie monatlich 465 Euro bezahlt. Abzüglich der Fixkosten bleiben ihr von ihrem Gehalt nur 100 Euro pro Monat. „Ohne Trinkgeld ist der Kühlschrank leer“, sagt Elisabeth. Während der Pandemie geriet sie in eine finanzielle Notlage, da die Gastro geschlossen hatte und das Trinkgeld monatelang ausfiel. In dieser Zeit kam die 28-Jährige nur durch ihr Erspartes über die Runden.

(Bild: Krone KREATIV, privat)

Durch Kaffeejause beim Essen sparen
Robert Pfister ist bei seinem wöchentlichen Einkauf immer wieder verblüfft, wie teuer alles geworden ist. Auch beim Treibstoff für sein Auto fällt ihm die Preisexplosion auf. „Ich fahre jetzt viel weniger mit dem Auto, längere Strecken kann ich mir nicht leisten“, sagt der Pensionist. „Manchmal bleibt mir am Monatsende etwas übrig, meistens aber nicht“, sagt Robert. In den Urlaub fahren geht sich schon lange nicht mehr aus. Ohne die Pension seiner Frau würde er gar nicht über die Runden kommen, sagt er.

(Bild: Krone KREATIV, Zwefo)

Mehrmals die Woche ist Robert im Pensionistenklub und bekommt dort eine Kaffeejause. „Damit können wir beim Essen sparen, das hilft uns sehr“, so der 62-Jährige.

Wir wollen Ihre Geschichte hören
Wie erleben Sie die aktuellen Teuerungen? Was bedeutet für Sie Luxus? Welche Produkte sind unverschämt teuer geworden? Wie (un)leistbar ist Wohnen? Aber auch: Welche Tipps haben Sie, um Geld zu sparen? Wir wollen Ihre Geschichten hören, gerne auch anonymisiert.

Mails bitte an: wien@kronenzeitung.at
Oder Post an: Wien-Redaktion, Kronen Zeitung, Muthgasse 2, 1190 Wien

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