Alles wird noch teurer

Leben von 9 € am Tag: Mit dem Alter kam die Armut

Steiermark
15.02.2022 11:00

Das Auto ist nur noch eine Rostlaube, auf Urlaub war sie zuletzt vor 25 Jahren, beim Friseur vor vier: Von Krankheiten in die Invaliditätspension gezwungen, mit der kostenintensiven „Schwachstelle“ Mitgefühl, kämpft sich eine Steirerin finanziell von einem Tag zum anderen. Die Teuerungswelle sieht sie mit Entsetzen.

Sie ist gelernte Goldschmiedin, aus Liebe zu den Menschen hatte sie sich später zur Pflegehelferin umschulen lassen. Doch Krankheiten ließen ihr vor fünf Jahren nur noch die Invaliditätspension. Und freilich, sagt die Tierschützerin: Sie könnte es leichter haben. Viel leichter. Wenn sie bei dem ganzen Elend wegschauen würde. Bei Tieren, die verletzt sind, halbverhungert, schutzlos. „Aber was wär ich für ein Mensch, wenn ich solche Zwutschkerln im Stich lassen würde?“, fragt sich die Steirerin. Gar keiner, gibt sie sich selbst die Antwort. „Weil wir ohne Mitgefühl nichts Menschliches an uns haben.“ So versorgt und füttert sie täglich Dutzende Tiere, bringt viele zum Tierarzt.

Im Monat hat sie 1450 Euro (Pension und Pflegehilfe) als Einnahmen - dem stehen für Miete, Strom, Tierarztkosten, Brikets oder Versicherung soviel gegenüber, dass nur 278,5 Euro im Monat bleiben. Das sind: 9,1 Euro am Tag!

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Man muss seinen Stolz runterschlucken

Tierschützerin Gerti R.

Und spart dafür an sich, wo es nur geht. Das Auto fährt nur noch aus Gefälligkeit. Und wenn die alte Waschmaschine den Geist aufgibt, „muss ich mit der Rumpel waschen, so wie einst die Großmutter“. Fürs eigene Essen geht die Pensionistin, wenn gar nichts mehr da ist, zur Tafel, „da muss man den Stolz runterschlucken. Man kann dankbar sein, dass in Österreich keiner verhungern muss.“

Die Möbel, denen man die Jahre ansieht, hat sie gebraucht um kleines Geld gekriegt oder geschenkt über Plattformen; Sachen, die andere rausgeschmissen haben. Die Kosten teilt sie sich mit ihrem Lebensgefährten (in der Grafik berücksichtigt), „der hat 45 Jahre in der Metallindustrie gearbeitet und ist einfach fertiggefahren. Wir bräuchten manchmal eine Auszeit, aber so ein Thermentag hin und wieder wäre ein Luxus, den wir uns nicht leisten können. “

Beim Tierarzt ist eine immens große Summe offen, „die kann ich zum Glück kleinweise abstottern, aber die Schulden belasten mich sehr“. Im größten Notfall, da muss sie wieder ihren Stolz runterschlucken und andere um Geld bitten.

Von einem Friseurbesuch oder Luxus anderer Art träumt sie gar nicht. „Aber es wäre so schön, sich im Alter um Geld keine Gedanken machen zu müssen. Wir kämpfen jeden Tag. Wenn’s jetzt noch teurer wird, dann wissen wir nicht weiter.“

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