Den Lohn pünktlich am Konto zu haben, reicht schon lange nicht mehr aus! Um an gute neue Mitarbeiter zu kommen, müssen Betriebe mittlerweile tief in die Trickkiste greifen. Vom Pool für das Pausenvergnügen über den Privatlehrer bis zur sechsten Urlaubswoche - gibt’s denn überhaupt noch Grenzen bei der Mitarbeitersuche?
In Zeiten von Fachkräftemangel und demografischem Wandel hat sich der Arbeitsmarkt längst vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt entwickelt. So auch in der Steiermark: Kaum ein Betrieb, der nicht händeringend nach Personal sucht.
„Vor 40 Jahren haben wir bis inklusive Samstag produziert, vor 20 Jahren bis Freitag, heute wird von Montag bis Donnerstag gearbeitet“, berichtet Bernd Kohlbacher, Fertighausbauer aus dem obersteirischen Langenwang stellvertretend für viele Branchen.
Vom Pool für das Pausenvergnügen über den Privatlehrer bis zur sechsten Urlaubswoche - gibt’s denn überhaupt noch Grenzen bei der Mitarbeitersuche? „Ja sicher“, meint etwa Johannes Messner, Innenausbauer aus Lebring, „zum Beispiel beim Gehaltsgefüge“. Aber auch das könne sich noch ändern.
„Gibt auch Grenzen“
Bei der Lehrabschlussprüfung gibt’s bei Messner den Führerschein, die 4-Tage-Woche hat man längst eingeführt, zudem den Standort von Graz aufs Land verlegt - und trotzdem sei es noch immer gar nicht so einfach, neue Mitarbeiter zu akquirieren: „Seit wir innovative Wege bei der Mitarbeitersuche einschlagen und auf Anwerbe-Videos in sozialen Medien statt 0815-Inserate setzen, läuft es aber wesentlich besser“ erzählt der 47-Jährige.
Es brauche aber auch Anreize: „Da wir uns auf exklusiven Innenausbau spezialisiert haben, können wir unseren Mitarbeitern spannende Dienstreisen bieten. Da könne es schon einmal nach Japan oder Kasachstan gehen, „zur Zeit bauen wir für einen ägyptischen Milliardär Skichalets", so Messner.
Zur Zeit bauen wir für einen ägyptischen Milliardär Skichalets
Johannes Messner
Privatlehrer für Nachwuchs
„Wir müssen Aufträge ablehnen, weil uns Personal fehlt“, berichtet Ulrich Kiendler von der gleichnamigen Ölmühle in Ragnitz bei Leibnitz. Allein zehn Elektrotechniker würde man aktuell suchen. Dabei hat der Familienbetrieb schon vor Langem visionär agiert und eine eigene Lehrlingsakademie gegründet: „So haben wir zumindest in puncto Nachwuchs wenig Probleme“, sagt der 29-Jährige. Dass jeder Neuzugang ab dem ersten Tag einen eigenen Lehrlingsbeauftragten zur Seite gestellt bekommt, unterscheidet den Betrieb von der Konkurrenz - Kiendler: „Das gibt’s sonst wohl nirgends“.
Firmenauto und 4-Tage-Woche
Aus- und Weiterbildungen übernimmt beim Fertighausbauer Kohlbacher in Langenwang der Arbeitgeber, moderne Firmenautos und Berufskleidung sind ebenso selberstverständlich. Neuerdings setzt man aber noch auf ein weiteres Zuckerl: die 4-Tage-Woche. „Seit ein paar Monaten werben wir in der Region offensiv damit, dass unsere Mitarbeiter am Donnerstag ins Wochenende gehen können - das kommt gut an“, erzählt Geschäftsführer Bernd Kohlbacher.
480 Mitarbeiter beschäftigt man aktuell, zehn weitere könnte man sofort einstellen. „Vom Betonbauer über den Elektriker bis zum Installateur - wir freuen uns über jede Bewerbung“, betont der 46-Jährige.
Pool und Gratis-Verköstigung
Kein Wunder, dass der steirische Onlinehändler nice-shops schon zweimal zum familienfreundlichsten Betrieb Österreichs gewählt wurde: Den gut 500 Mitarbeitern bietet man einen eigenen Sommerkindergarten, kostenloses Frühstück und Mittagessen oder etwa eine Gartenanlage mit Pool. „Das Gewichtigste ist wohl aber die große Selbstverantwortung, die jedem zuteil wird sowie die Tatsache, dass alle auf Augenhöhe kommunizieren“, weiß Unternehmenssprecher Thomas Karner. Der Chef sitze in keinem Extrazimmer, sondern im Großraumbüro zwischen allen Mitarbeitern.
Der Chef sitzt bei uns in keinem Extrazimmer, sondern zwischen allen Mitarbeitern.
niceshops-Sprecher Thomas Karner
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