5,4 Milliarden Euro! Eine kaum vorstellbare Summe, die bis zum Jahr 2025 in den Bau der Koralmbahn fließen wird. Doch was bringt die Jahrhundert-Investition unserem Land?
130 Kilometer Schienen: Sie kreuzen Wiesen, durchqueren Berge, führen über Flüsse und verbinden die steirische mit der Kärntner Landeshauptstadt in nur 45 Minuten. Eine Zeitersparnis, die umgelegt auf Euro 5,4 Milliarden kostet. Gleichzeitig ist diese enorme Summe aber auch ein gewaltiger Motor für eine ganze Region. 1,3 Millionen Menschen und 130.000 Unternehmen von Graz bis Klagenfurt profitieren von der neuen Bahnanbindung: 52.000 Vollzeit-Beschäftigungen werden durch die Investition gesichert, und bis 2055 erwartet man zusätzlich rund 270 Millionen Euro pro Jahr an Wertschöpfung für die Steiermark. Ein Jahrhundert-Bauwerk mit Einfluss weit über die Schiene und die österreichischen Grenzen hinaus. Hier ein kleiner Auszug, was der Mega-Bau bringt!
Teil eines großen Plans in Europa
Die Koralmbahn ist nur ein kleines Stück eines Puzzles: Zwischen Ostsee und Adria verläuft der 1700 Kilometer lange Baltisch-Adriatische Korridor: Ein Schienennetz, das den Norden mit dem Süden verbindet, mit Österreich in der Mitte. Vor allem in der Steiermark errechnete man sich durch den Ausbau der Bahn laut einer Studie wirtschaftliche Zugewinne (siehe Grafik). Zudem erreicht man Städte innerhalb Europas schneller. Auch schwerere Züge können entlang der Koralmbahn geführt werden: Güterverkehr soll sich von der Straße auf die Schiene verlagern. Was der Umwelt etwas bringt: Jede Tonne auf der Schiene bringt 21-mal weniger Emissionen als ein Lkw.
Ein Vierteljahrhundert Baustelle: Tausende beschäftigt
„Zu Spitzenzeiten arbeiteten über 1000 Leute gleichzeitig“, schätzt Projektleiter Dietmar Schubel. Vermesser, Geologen, Mineure und Lieferanten von Beton und Stahl - die Liste ist lang. Wie viele es über 20 Jahre hinweg dann tatsächlich waren, sei unmöglich zu beziffern. Vor allem regionale Firmen haben profitiert: Etwa die Strabag, die Porr, Granit Bau, die Kostmann-Gruppe und diverse Sub-Unternehmer. Drei Viertel des Geldes wurde laut Wirtschaftskammer in Baumeister-, und Rohbauarbeiten investiert, der Rest in bahntechnische Ausstattungen und Anlagen. 4,6 Milliarden € sind schon verbaut. 2025 sei nicht das Ende, so Schubel: „Es gibt viele Folgeprojekte.“ Er ergänzt: „Es war ein Privileg an der Koralmbahn mitgearbeitet zu haben!“
Mit der Bahn schneller zum Arbeiten und Studieren
Statt einer Stunde mit der Diesellok werden es bald 35 Minuten mit dem Elektro-Antrieb sein, die ein Zugspassagier von Deutschlandsberg nach Graz benötigt. „Nicht nur die Koralmbahn selbst, sondern auch die GKB-Züge, die die neue Strecke nutzen, sind für uns ein Vorteil“, sagt Josef Wallner, Bürgermeister von Deutschlandsberg. „Dann braucht man von Mariatrost länger in die Grazer Innenstadt als von hier.“
Dass Bewohner dann in kürzester Zeit nach Graz oder Klagenfurt zum Arbeiten oder Studieren fahren, sieht auch der Bürgermeister von Groß-St. Florian, Alois Resch, positiv: „Wir sehen schon jetzt bei den S-Bahn-Strecken: Wenn ein Öffi-Angebot da ist, wird es auch genutzt.“ In seiner Gemeinde entsteht der Bahnhof Weststeiermark. Wermutstropfen: „Es ist aber auch ein Einschnitt in die schöne Landschaft. Flächen werden versiegelt.“
Mit der Anbindung entstehe, so der Obmann der WKO Regionalstelle Deutschlandsberg, Manfred Kainz, ein neuer Wirtschafts- und Arbeitsraum. Vor allem Industrieflächen seien auch jetzt schon sehr gut nachgefragt. Die Laßnitztal-Entwicklungs-GmbH sichere sich bereits Grundstücke, die aufgeschlossen und für Betriebe entwickelt werden sollen. Auch Resch erwartet sich einen Wachstum bei Bevölkerung und Arbeitsplätzen: „In Bahnhofsnähe entsteht ein Gewerbegebiet. Die Firmen setzten darauf, dass die Leute mit dem Zug einpendeln.“ Wallner hofft auf Pendler aus dem Kärntner Lavanttal.
Im Laßnitztal merke man schon jetzt einen Wertzuwachs bei Grundstücken und Immobilien. Dass die Wohnungspreise oder Mieten in die Höhe schnellen, glaubt Kainz nicht: „Es wird einen moderaten Anstieg geben.“ Die Nachfrage decke man mit dem jetzigen Angebot ab.
Stärkerer Tagestourismus
Unter drei Stunden von Wien nach Klagenfurt, eine dreiviertel Stunde ab Graz: Insbesondere an den Kärntner Seen, aber auch in den steirischen Tourismusregionen wird man die deutlich bessere Erreichbarkeit positiv zu spüren bekommen. Schon während des Baus nutzt man die Koralmbahn touristisch: Entlang der Baustelle gibt es zum Beispiel einen Infopfad für Radfahrer.
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