Thema des Tages

Nach Anzeige: Pflegekrise steuert auf Höhepunkt zu

Kärnten
22.02.2022 06:00

Untragbare Arbeitsbedingungen in Krankenanstalten, fehlende Auszubildende und eine Anzeige wegen Patientengefährdung zeigen: Das Fass im Pflegebereich ist kurz vor dem Überlaufen.

„Heute ging die Anzeige bei der Sanitätsdirektion wegen patientengefährdender Arbeitsbedingungen im Klinikum Klagenfurt raus“, bestätigt Ronald Rabitsch, Zentralbetriebsrat der Kabeg, am Montag, nachdem es bereits zuvor ein Gespräch mit Landesvize Beate Prettner und Kabeg-Vorstand Arnold Gabriel gegeben hatte.

75.000 Pflegekräfte

werden bis zum Jahr 2030 benötigt. Eine Bedarfsprognose zeigt, das 2030 ungefähr 34.200 zusätzliche Pflegekräfte in Österreich benötigt werden und 41.500 in Pension gehen. Macht in Summe 75.700 Personen, die für die Pflege begeistert werden müssen.


„Dabei wurde vereinbart, dass die Gesundheitsreferentin künftig einmal pro Woche über die aktuellen Entwicklungen im Klinikum informiert werden möchte. Vor allem im Zusammenhang mit dem Projekt, das bereits Anfang des Jahres zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen im CMZ gestartet wurde“, erläutert der Kabeg-Chef.

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Wir benötigen einen bundesweiten Schulterschluss. Ohne motiviertes Pflegepersonal funktioniert es nicht.

Gesundheitsreferentin Beate Prettner

Klinikum braucht mehr Kapazitäten
Am Donnerstag sollen dahingehend vom Pflegedirektor die ersten Ansätze präsentiert werden, die sich neben der personellen Ausstattung vor allem auf organisatorische Maßnahmen und das Leistungsgeschehen beziehen. „Wir haben im Klinikum nicht mehr die Kapazitäten, um das normale Geschäft und Covid zu bewältigen. Die Leistungszahlen sind teilweise verdoppelt worden - und der Arbeitsdruck wurde dementsprechend vergrößert“, erklärt Gabriel.

Ausbildungsmöglichkeiten & Alternativen in Kärnten

  • Pflegeassistenz: wird in der Caritas, der Diakonie und im Bfi angeboten (Dauer 1 Jahr)
  • Pflegefachassistenz: wird in der Gesundheits- und Krankenpflegeschule (GuK) des Landes Kärnten angeboten (Dauer 2 Jahre)
  • Diplomierte Gesundheits- und Krankenpflege: wird an der FH angeboten und mit dem Bachelor of Science in Health Studies abgeschlossen (Dauer 3 Jahre)
  • Ausbildung zur Pflegefachassistenz mit Matura durch eine Kooperation mit der Gesundheits- und Krankenpflegeschule und der Diakonie bzw. der Caritas
  • Ausbildung zur Fachsozialbetreuung in der Altenarbeit bei der Caritas Ausbildung zur Diplomsozialbetreuung in der Altenarbeit bei der Caritas
  • Ausbildung zur Heimhilfe an den Landwirtschaftlichen Fachschulen
  • Schulungslehrgänge für die Ausbildung in der Pflegeassistenz
  • Implacement-Stiftungen mit der Kabeg
  • Verkürzte und berufsbegleitende Ausbildungsmodule

Offensivpaket für Pflegeausbildung
Das Land Kärnten setze aus diesem Grund, so Landesvize Prettner, bereits laufend Maßnahmen. Neben neuen Ausbildungsmöglichkeiten und zusätzlichem Personal, das Aufgaben in der Verwaltung und Dokumentation übernehmen soll, ist von einem „völlig neuen Offensivpaket rund um die Pflegeausbildung“ die Rede. Ob das die erhoffte Lösung bringt, wird von einigen bezweifelt.

Gefährliche Spirale
Auf die Frage, welche Verbesserungsvorschläge es seitens der Politik gebe, um Menschen für eine Pflegeausbildung zu motivieren, weiß man bisher offenbar noch keine konkrete Antwort: „Wir befinden uns in einer gefährlichen Spirale. Wir müssen so viele Menschen wie nie zuvor für den Pflegeberuf gewinnen. Gleichzeitig lesen und hören diese aber, wie überlastet das Pflegepersonal ist. Diese Spirale gilt es zu stoppen“, sagt Prettner.

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