Fernwärme aus Fossilen

Graz hinkt beim klimafreundlichen Heizen nach

Steiermark
23.02.2022 11:09

Graz hat zwar den höchsten Anteil von Fernwärme-Heizungen aller Landeshauptstädte in Österreich - aber auch diese Wärme kommt zu 78 Prozent aus fossilen Energieträgern wie Erdgas. „Das sind Entwicklungen, die mit den Klimazielen überhaupt nicht vereinbar sind“, sagt Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher der NGO Global 2000. Die Stadt Graz und das Land Steiermark verweisen auf bisherige Erfolge.

Wie klimafreundlich heizen die österreichischen Landeshauptstädte? Das hat die Nichtregeriungsorganisation Global 2000 nun erhoben und ausgewertet. Die Bilanz fällt nicht unbedingt positiv aus: „Wir haben eine schwer klimaschädliche Heizsituation in allen Landeshauptstädten“, sagt Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher. 

Johannes Wahlmüller, Global 2000 (Bild: GLOBAL 2000 / Stephan Wyckoff)
Johannes Wahlmüller, Global 2000

Graz schneidet mittelmäßig ab. „Die steirische Landeshauptstadt hat den höchsten Strom-Heizanteil. 19 Prozent der Haushalte heizen damit - was bei den steigenden Energiepreisen auch eine finanzielle Belastung für die Bewohner ist“, sagt Wahlmüller. Ölheizungen sind zwischen 1998 und 2015 von 25 Prozent auf 8 Prozent zurückgegangen, während Gasheizungen leider sogar mehr wurden - von 15 auf 18 Prozent hat sich der Anteil gesteigert. Nur fünf Prozent heizen mit erneuerbaren Energien wie Solar oder Wärmepumpen.

(Bild: Global 2000)
(Bild: Global 2000)

Fernwärme zum Großteil nicht klimafreundlich
Der Fernwärmenteil ist in Graz sehr hoch - von 34 Prozent im Jahr 1998 hat er sich auf 48 Prozent im Jahr 2015 (jüngere Daten gibt es nicht) gesteigert. Das ist einerseits positiv, denn 22 Prozent dieser Fernwärme kommen aus alternativen Quellen wie Abwärme aus der Industrie. „Das ist gut, vor allem, weil dieser Wert in recht kurzer Zeit erzielt wurde“, sagt der Energie-Experte. Aber 78 Prozent kommen noch immer aus klimaschädlichen Quellen wie Erdgas und Erdöl.

Die Zukunft sieht Global 2000 naturgemäß im klimafreundlichen Heizen - vor allem in Anbetracht der Ukraine-Krise biete sich jetzt eine Chance, den Gasbedarf zu reduzieren. „In wenigen Jahren könnten wir eine Wärmeversorgung haben, die uns nicht mehr abhängig macht von autoritären Staaten.“

Judith Schwentner (Grüne Graz) (Bild: Christian Jauschowetz)
Judith Schwentner (Grüne Graz)

Schwentner: „Enorme Schritte in den letzten Jahren“
Was also will Graz in Zukunft tun, um besser zu heizen? Vizebürgermeisterin Judith Schwentner (Grüne): „Wir haben in Graz in den letzten Jahren enorme Schritte im Ausbau umweltfreundlicher Fernwärme gemacht und konnten den Anteil von 5 auf 25 Prozent steigern. Das hat die Feinstaubbelastung deutlich verbessert.“ Der Ausstieg aus der Kohle im Jahr 2020 - damals wurde das Kohlekraftwerk Mellach stillgelegt - sei ein ökologischer Wendepunkt gewesen. 

„Eine Reduktion der Abhängigkeit von Erdgas hat jetzt oberste Priorität", sagt Schwentner - das sei aber nur in Zusammenarbeit mit dem Land Steiermark möglich.

Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) (Bild: Christian Jauschowetz)
Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ)

Lackner: Rekordsumme bei Heizungstausch-Förderungen
Im Büro der zuständigen Landesrätin Ursula Lackner (SPÖ) verweist man auf bisherige Erfolge. 2021 wurden 6500 Förderanträge für einen Heizungstausch von fossilen hin zu klimafreundlichen Energieträgern gestellt - eine Rekordsumme. Dadurch seien 45.000 Tonnen CO2 und 17 Millionen Liter Heizöl eingespart worden. Auch 2022 gehen die Förderungen weiter: 11,5 Millionen Euro stehen zur Verfügung, bis zu 10.100 Euro für alle Steirer, die ihre Heizung tauschen wollen. „In Kombination mit der Bundesförderung und je nach Einkommen können so bis zu hundert Prozent der Kosten gefördert werden“, sagt Lackner.

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