Die Familienmitglieder von Natalia und Anastasiia Proskurnia wurden von Putins Bomben aus ihrem Alltag gerissen. Nun sind sie in der Steiermark endlich in Sicherheit.
Gerade noch rechtzeitig haben Natalia und Anastasiia Proskurnia ihre Mutter nach Graz geholt. Drei Tage später schlugen in der Ukraine die ersten Bomben ein. „Ich bin froh, dass wir die Gefahr erkannt haben, denn unsere Mutter wollte absolut nicht glauben, dass die Lage eskaliert, und in Charkiw bleiben“, erzählen ihre Töchter. Seit 15 Jahren leben die Geschwister in Graz. Sie haben hier studiert und auch Familien gegründet: „Unsere Mama war regelmäßig hier und hat uns bei der Betreuung der Babys geholfen.“
Auch jetzt kümmert sich ihre Mutter um die Kleinen, während Natalia von der Unruhe in der Ukraine erzählt, die sich immer weiter hochgeschaukelt hat. Sofort war ihr klar, dass sie schnellstmöglich ein Zugticket besorgen muss. Nach über 17 Stunden Zugfahrt habe der Schwager Ruslans Zimnohs ihre Mutter an der slowakischen Grenze mit dem Auto abgeholt und nach Graz gebracht. Jetzt ist Ludmylla Taranova in Sicherheit, aber ihr Herz und ihre Seele weinen: „Die Russen waren unser Brudervolk. Ich begreife nicht, wie sie uns so etwas antun können.“
„Es war das letzte Zeitfenster, um zu fliehen“
Auch ihre Cousine Katyrina Litvinova ist emotional gezeichnet von den Geschehnissen der letzten Tage. „Mir war nicht bewusst, dass wir an diesem Morgen, am 24. Februar, tatsächlich unsere Heimat verlassen müssen, weil Krieg ist“, erzählt Katyrina. Es sei das letzte Zeitfenster gewesen, um zu entkommen. Trotz vieler Hindernisse ist ihr gemeinsam mit ihrer Familie und Freunden die Flucht in den Westen, an die polnische Grenze gelungen. Ihre Männer mussten die Frauen dort zurücklassen. „Verwandte aus Polen haben dann eine Busfahrt nach Warschau organisiert. Dort wurden Katyrina, ihr Sohn Nikita und ihre Freundin Mariia Dolhova von meinem Schwager abgeholt“, berichtet Natalia.
Sie macht eine kurze Pause und sagt: „Es gibt auch Menschen, die es nicht geschafft haben. Menschen, die meine Cousine kannte.“ Natalias Stimme zittert, als sie die nächsten Worte übersetzt: „Die Eltern eines Schulfreundes von Nikita sind nach uns aufgebrochen. Ihr Auto wurde von einer Rakete getroffen, sie sind hilflos verbrannt.“ Auch um andere Freunde hat Katyrina Angst, die in Charkiw regelrecht eingekesselt sind.
„Wir hoffen, dass es einen Korridor geben wird, damit die Leute die Stadt verlassen können.“ Ihre Familienangehörigen sollen so lange bleiben, bis eine Rückkehr möglich ist. Wann das sein wird, weiß derzeit niemand.
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