Ausharren im Keller

„Kinder spielen Karten, das lenkt sie etwas ab“

Steiermark
04.03.2022 09:17

Viele Lesernachrichten haben uns zu Oleh Hlazkovs Familie erreicht, die in Tschernihiw im Keller Schutz sucht. Die „Krone“ hat bei dem Grazer Studenten noch einmal nachgefragt.

In Tschernihiw, der Großstadt am Ufer der Desna, hat der Tag nach einer wieder einmal schlaflosen Nacht und mit hörbaren Explosionen unruhig begonnen. Um 8 Uhr morgens wurde die Ölraffinerie von Flugzeugen aus beschossen, dichte schwarze Rauchwolken verdunkelten den Himmel. Dann gab es zwischendurch wieder Entwarnung.

Das brennende Erdöllager - in Tschernihiw fotografiert (Bild: privat)
Das brennende Erdöllager - in Tschernihiw fotografiert

Ob das vorübergehend so bleibt, kann man nicht sagen. Klar ist nur, dass die Angst mit jedem Sirenengeräusch, mit jedem Knall unerträglicher wird. „Niemand weiß, was kommt“, sagt Oleh Hlazkov, der seit 14 Jahren in der Steiermark lebt und am Boden zerstört ist.

Kurze Erleichterung verspürt er, als ihn ein Sms mit „Guten Morgen“ von seiner Mutter aus der Ukraine erreicht, die mit seinem Vater, den Brüdern, deren Frauen und vier Kindern im Keller sitzt, um sich vor den Angriffen zu schützen.

Nach dem geglückten Einkauf wird im Keller für alle Kaffee zubereitet. (Bild: privat)
Nach dem geglückten Einkauf wird im Keller für alle Kaffee zubereitet.

„Gemeinsam versuchen alle durchzuhalten“
Er ist ein bisschen kurz angebunden, denn es fällt ihm schwer über diese unvorstellbaren Zustände zu sprechen. „Wissen Sie, ich sitze hier in Sicherheit und kann nichts tun. Zum Glück funktioniert die Telefonverbindung, sodass ich wenigstens regelmäßig mit meiner Familie reden kann und weiß, dass sie noch leben.“

Es sind qualvolle, aber berechtigte Gedanken. Denn die Sicherheitslage in der Stadt mit den einst 300.000 Menschen, verschärft sich immer wieder. „In einer ruhigeren Minute konnte mein Bruder hinauslaufen, um notwendige Lebensmittel und Spielsachen einzukaufen.“ Das habe angesichts der instabilen Situation blitzschnell gehen müssen. „Er hat alle mit Essen versorgt, sie versuchen gemeinsam irgendwie durchzuhalten.“

Zur Ablenkung würden die Älteren mit den Kindern im Keller Karten spielen. Eine Nachbarin, die Schriftstellerin ist und Märchen schreibt, sei mit einem Literaturabend für die Kleinen besonders bemüht gewesen. „Ganz leise hat sie ihnen vorgelesen, damit die Kinder endlich einmal halbwegs gut einschlafen können.“

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