Das geplante Verteilerzentrum von Amazon im Süden von Graz ist vom Tisch. Nachdem es in den vergangenen Wochen und Monaten viel Kritik aus der Bevölkerung gegeben hatte, machte der Online-Riese nun einen Rückzieher und zieht alle Baupläne zurück. Nun soll ein Standort in Premstätten realisiert werden, wie der dortige Bürgermeister der „Krone“ bestätigt.
„Es stimmt, Amazon hat bei der Behörde in Graz seine bau- und gewerberechtlichen Anträge für das große Verteilzentrum im Grazer Südosten zurückgezogen“, bestätigt das Büro der Grazer Bürgermeisterin Elke Kahr. Die Überraschung dort ist genauso groß wie im Rest der Bevölkerung: „Wir haben nicht mit diesem Schritt gerechnet“, so der Sprecher. Amazon begründet den Schritt gegenüber der „Krone“ so: „Das Projektvorhaben ist für uns nicht in einem sinnvollen Zeitrahmen zu realisieren.“
Wir haben immer versucht, die Anwohnerinnen und Anwohner bestmöglich zu unterstützen. Vor allem die Verkehrsbelastung in Liebenau hätte dramatisch zugenommen.
Bürgermeisterin Elke Kahr
Nicht nur viele Anrainer und ein beachtlicher Teil der Bevölkerung hatte sich von Anfang an gegen das Projekt, das die „Krone“ im Dezember 2020 enthüllt hatte, ausgesprochen. Auch die neue Stadtregierung von KPÖ, Grüne und SPÖ war geschlossen gegen die Pläne des Online-Händlers. Zuletzt stand auch noch offen, ob Amazon für den Bau eine Umweltverträglichkeitsprüfung braucht. Doch noch ehe hier die Entscheidung gefallen war, zog der Konzern nun zurück.
Große Freude bei den Anrainern
„Wir sind bass erstaunt und super glücklich“, sagt Thomas Rybnicek, Sprecher der Bürgerinitiative gegen den Amazon-Bau in Graz. Sie hat mehr als 4000 Protestunterschriften gesammelt und zunehmend Unterstützung aus der Grazer Stadtpolitik erhalten. „Diese Entscheidung ist ein Zeichen dafür, dass man in einer Demokratie aufstehen und seine Meinung kundtun sollte, man kann Erfolg haben.“ Die Hoffnung, dass Amazon das Projekt fallen lässt, falls man durch Einsprüche für Verzögerungen sorgt, hätte sich erfüllt.
Alternative südlich von Graz
Doch Amazon hat die Pläne für eine Ansiedelung in der Steiermark nicht aufgegeben. Es gibt Pläne für ein Verteilzentrum in der Gemeinde Premstätten, wie Bürgermeister Matthias Pokorn der „Krone“ bestätigt. Der Standort sei direkt an der Autobahn beim Knoten Graz-West.
Wir halten im Vertrag fest, dass es keinen Transitverkehr durch Premstätten geben wird.
Der Premstättner Bürgermeister Matthias Pokorn
„Von den Dimensionen her soll es deutlich kleiner sein als das geplante Zentrum in Graz“, sagt Pokorn, der auch betont, dass die Planungen schon lange laufen, es sei also kein Alternativprojekt zu Graz. Es gab bereits mehrere Treffen mit den Eigentümern und Amazon, auch ein Vertragsentwurf mit der Gemeinde liegt vor. „Wir halten etwa fest, dass es keinen Transitverkehr durch Premstätten geben wird.“
Der Bau entlang der Pyhrnautobahn liegt auf der Hand, sind dort doch in den vergangenen Jahren viele große Logistikhallen aus dem Boden geschossen. Debatten über eine dritte Fahrspur auf der A9 werden dadurch wohl neu befeuert werden - die grüne Umweltministerin Leonore Gewessler hat die Ausbaupläne ja vor Kurzem gestoppt.
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