Talk mit Katia Wagner

„Könnten uns im Ernstfall nicht verteidigen!“

Politik
09.03.2022 21:15

Im Talk mit Katia Wagner wird Brigadier Erich Cibulka erschütternd deutlich: Im hypothetischen Ernstfall könnte sich Österreich nicht verteidigen! Nicht nur deshalb, weil es an Geld und Ressourcen mangle, sondern auch, weil die Situation im Vorfeld falsch eingeschätzt wurde: „Wir haben die klaren Hinweise von Putin ignoriert. Militärisch gesehen war das ein Kapitalfehler.“

Die Bilanz des Offiziers über den Zustand unseres Bundesheers ist ernüchternd: „Es ist zum Leben zu wenig und zum Sterben zu viel.“ Es fehle aufgrund von „jahrelangen Versäumnissen“ an allen Ecken und Enden. Der andauernde Ressourcenmangel sei „verantwortungslos“ und gefährde auch das Leben unserer Soldaten - viele der Milizsoldaten hätten nicht einmal eine Uniform. „Wir können nicht erwarten, dass Soldaten ihr Leben opfern und sie mit einem Taschenmesser rausgehen lassen“, wird Cibulka deutlich.

(Bild: Zwefo)

Stögmüller (Grüne): „Haben Situation als Grüne ernst genommen“
Der Wehrsprecher der Grünen, David Stögmüller, betont, dass seine Partei die angespannte Situation im Bundesheer „ernst genommen“ habe, „obwohl es uns keiner zugetraut hätte“. Vor allem die Cyberabwehr sei ein Fokus. Die Erhöhung des Budgets auf ein Prozent des BIPs würde allerdings nicht als Einzelmaßnahme reichen, es brauche ein Konzept.

(Bild: Zwefo)

Laimer (SPÖ): Panzer bekommt man nicht wie Milch im Supermarkt …
Anders sieht das der Wehrsprecher der SPÖ, Robert Laimer: „Wir haben keine Zeit für Konzepte, wir haben ein Europa-Krieg!“ Selbst, wenn man jetzt beginne, den „verfassungskonformen Zustand wiederherzustellen“, wäre es schwierig. „Panzer kann man nicht so einfach beschaffen wie eine Milch im Supermarkt“, stellt er klar. Wir seien über Jahre „Frieden gewöhnt“ gewesen und dadurch auch „verwöhnt“.

NATO-Beitritt Österreichs? „Dazu fehlt mir die Fantasie“
Auch aufgrund des mauen Budgets für das Heer zeigt sich Brigadier Cibulka skeptisch, was einen NATO-Beitritt Österreichs anbelangt: „Dort ist der Mitgliedsbeitrag zwei Prozent des BIPs und wir diskutieren über die Erhöhung auf ein Prozent“. Umso wichtiger sei die „eigene Verteidigungsfähigkeit“, was auch bedeutet, die Bevölkerung zu überzeugen: „Die Ukrainer sind deswegen so kampfkräftig, weil sie wissen, wofür sie kämpfen. Unsere Werte müssen wir auch selbst verteidigen!“.

Laimer (SPÖ): Kanzler sollte sensiblere Worte wählen
Angesprochen darauf, ob wir uns nicht lieber komplett aus dem Krieg raushalten sollten, beantwortet Stögmüller (Grüne) klar: „Unsere Neutralität bedeutet nicht, dass wir uns nicht politisch äußern sollen. Wir können hier nicht ruhig sein!“. Laimer (SPÖ) ergänzt, dass der Bundeskanzler Karl Nehammer in seinen Worten allerdings mehr Sensibilität walten lassen sollte. „Jedes unbedachte Wort kann etwas auslösen“, so der rote Wehrsprecher.

Robert Laimer (Wehrsprecher, SPÖ) (Bild: Zwefo)
Robert Laimer (Wehrsprecher, SPÖ)

Wehrpflicht auch für Frauen?
Zu der langjährigen Forderung, die Wehrpflicht abzuschaffen, würden die Grünen nach wie vor stehen. Eine weitere kreative Lösung, wie man die Landesverteidigung neu aufstellen muss, ließ aufhorchen: Einen Wehrdienst für alle, auch für Frauen, könnten sich der Brigadier wie Robert Laimer (SPÖ) vorstellen. Neben vielen Baustellen betont Militär-Experte Erich Cibulka aber nochmal die dringlichste Forderung: „Meine Bitte an die Politik: keinen neuen Arbeitskreis, kein neues Experten-Komitee. Einfach tun!“

(Bild: Zwefo)

Den Talk mit Katia Wagner sehen Sie jeden Mittwoch um 20:15 auf krone.tv. Schalten Sie ein und diskutieren Sie mit!

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