Corona-Infektionen

Rekord-Ausfälle: Lehrer und Pädagogen am Limit

Österreich
14.03.2022 16:10

Die aktuellen Rekord-Infektionszahlen haben auf viele Betriebe und Einrichtungen enorme Auswirkungen hinsichtlich Personalknappheit, so auch auf die österreichischen Schulen. So gibt es bundesweit so viele Corona-bedingte Ausfälle wie nie zuvor, die Situation ist höchst angespannt, die Sorge vor einem möglichen Kollaps wächst. Im Bildungsministerium betonte man, man habe für derartige Fälle vorgesorgt.

Vergangene Woche wurden bei den Schul-PCR-Tests knapp 19.000 positive Ergebnisse registriert, das waren deutlich mehr als in der Vorwoche (rund 14.000). Österreichweit waren acht Schulen komplett sowie zusätzlich 856 Klassen ganz oder teilweise gesperrt. Die extrem hohen Infektionszahlen in der Allgemeinbevölkerung würden sich sowohl beim Personal als auch bei den Schülern widerspiegeln, so Paul Kimberger, oberster Lehrervertreter, zur APA. „Ich bin kein Virologe, aber möglicherweise ist der Zeitpunkt für Lockerungen etwas zu früh gewesen, wenn ich mir die Infektionszahlen derzeit anschaue.“ 

Das weiterhin unterschiedliche Vorgehen der regionalen Gesundheitsbehörden im Umgang mit Infektionsfällen an den Schulen sorge für zusätzliche Probleme.

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Der Schulbetrieb in Österreich steht vor dem Kollaps, echter Unterricht ist vielerorts schon längst nicht mehr möglich.

SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler

„Regelbetrieb nicht mehr möglich“
Um den Unterricht trotz der Personalausfälle aufrecht zu halten, würden sich die Schulen „mit vielen Provisorien drüberretten“, erzählte Kimberger. Beim Supplieren etwa sei allerdings „in vielen Fällen die Grenze schon überschritten“. Der oberste Wiener Pflichtschullehrervertreter Thomas Krebs (FCG) berichtete gegenüber Ö1 von Standorten, an denen ein großer Teil der Lehrerinnen und Lehrer Corona-bedingt ausfalle. Regelbetrieb sei dort nicht mehr möglich, nur Distance Learning und „ein Durchtauchen über etliche Tage“. 

Für SPÖ-Bildungssprecherin Petra Vorderwinkler hat die Bundesregierung das Corona-Management aufgegeben. „Der Schulbetrieb in Österreich steht vor dem Kollaps, echter Unterricht ist vielerorts schon längst nicht mehr möglich“, kritisierte sie per Aussendung. Mittlerweile würden einzelne Schulleiter an ihren Schulen erneut eine Maskenpflicht anordnen, „weil der Bildungsminister untergetaucht ist“.

Ukraine-Krieg verschärft Lage zusätzlich
Die Integration von aus der Ukraine geflüchteten Kindern werde die Personalsituation weiter verschärfen, warnte Vorderwinkler. Auch brauche es zusätzliche Schulpsychologen. Lehrervertreter Krebs stellt angesichts der angespannten Personalsituation infrage, wie nun noch zusätzliche Angebote, wie von Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) angekündigte mögliche Deutschklassen, für aus der Ukraine geflüchtete Schülerinnen und Schüler organisiert werden sollen. „Ich wüsste nicht, wer das machen soll.“

Hunderttausende Kinder sind auf der Flucht vor dem Krieg. (Bild: AFP)
Hunderttausende Kinder sind auf der Flucht vor dem Krieg.

Laut AHS-Direktoren-Sprecherin Isabella Zins gibt es jedoch trotz der angespannten Situation wie schon bei der Flüchtlingswelle 2015 und 2016 eine große Bereitschaft der Lehrer und Direktoren, zu helfen. Der Großteil der Flüchtlinge wurde damals freilich in den Pflichtschulen (v.a. Volks- und Mittelschule) untergebracht.

Ministerium verweist auf Studierenden-Pool
Die Schulen seien angesichts des allgemein hohen Infektionsgeschehens aktuell in einer schwierigen Situation, wurde am Montag im Bildungsministerium auf Anfrage eingeräumt. Für diese habe man allerdings vorgesorgt, verwies eine Sprecherin auf einen Pool aus 1200 Lehramtsstudierenden, die bei Bedarf von den Schulen angefordert werden können. Hier seien auch bereits Studentinnen und Studenten an den Schulen im Einsatz. Außerdem könnten Personalausfälle durch Supplierstunden und im Falle kleiner Standorte durch einen Umstieg auf Fernunterricht kompensiert werden.

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Jetzt darf es keine Ausreden über Zuständigkeiten mehr geben. Wir befinden uns in einer Krise, dementsprechend schnell muss endlich etwas passieren.

Christa Hörmann, younion-Bundesfrauenvorsitzende

Auch Horte und Kindergärten am Limit
Neben den Schulen kämpfen auch die Kindergärten und Horte mit extremen Corona-bedingten Personalausfällen. Bei der Caritas Oberösterreich würden deshalb etwa Öffnungszeiten reduziert und Gruppen geschlossen, manchmal ist nur mehr Notbetrieb möglich. Der steirische Kindergartenbetreiber Wiki (Wir Kinder, Bildung und Betreuung) berichtet von enormen Überlastungen über Monaten und Jahre, alleine heuer habe sich ein Drittel der Belegschaft infiziert.

„Die Bundespolitik darf nicht weiter wegschauen, wenn es um die Elementarpädagogik geht. Jetzt darf es keine Ausreden über Zuständigkeiten mehr geben. Wir befinden uns in einer Krise, dementsprechend schnell muss endlich etwas passieren", forderte Christa Hörmann, Bundesfrauenvorsitzende von younion, via Aussendung.

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