Montag, 11 Uhr, Parlament in Delhi in Indien. Regierungschef Narendra Damodardas Modi erscheint. Begeistert begrüßt durch die Seinen, die die Mehrheit stellen. Eine österreichische Delegation ist zu Gast. Geleitet von Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka. Man betritt Neuland. Und hofft auf fruchtbare Synergien.
Modi, Modi, Modi. Ein Hauch von Fußballstadion-Flair weht durch die edle Halle. Modis nationalistische Hindu-Partei Bharatiya Janata Party (BJP) hat in einigen Bundesstaaten erfolgreich Wahlen geschlagen. Er ist Indiens schillernde Politfigur, omnipräsent, selbst auf Corona-Impfpackungen. Ein Populist zweifelsohne. Österreich kennt das.
Es gibt herzlichstes Willkommen im 1,4-Milliarden-Reich. Vor allem für „Excellence Wolfgang Sobotka“. Sein Name wie jener von Christine Schwarz-Fuchs (Bundesratspräsidentin, ÖVP) oder Christoph Matznetter (SPÖ) brechen indische Zungen. Für Österreich ist Indien ein Zukunftsmarkt. Indien ist vorsichtig interessiert an Partnern in Europa. Aber: Mit dem Kontinent hat man nicht immer die besten Erfahrungen gemacht. Stichwort Kolonialismus.
Und: In den 1960er-Jahren unterstützten die USA Gegner Pakistan. Die Sowjets indes lieferten Waffen und Infrastruktur. Das merkt man sich, auch wenn die Beziehungen zu den Amerikanern seit 2000 besser wurden. Indien hält sich zurück. Und sagt das auch.
„Wir haben Probleme wegen eurem Krieg in Europa“
Etwa beim Krieg in Europa. Sobotka nach einem Gespräch mit Außenminister Subrahmanyam Jaishankar: „Ich habe gemerkt, dass wir ein eurozentristisches Bild haben. Das ist notwendig und richtig, aber andere Regionen sehen diesen Krieg anders.“ Ein Abgeordneter sagt: „Durch euren Krieg in Europa haben wir hier schwere Probleme.“ Tatsächlich: Nicht nur 85 Prozent des Sonnenblumenöls kommt aus der Ukraine, auch das Thema Gas und Energie belastet. Und die Ukraine ist als Kornkammer Europas wichtiger Weizenlieferant.
Es gibt viele Gemeinsamkeiten, betont Sobotka. Kampf dem Terrorismus, Hass im Netz, Wunsch nach wirtschaftlichen Synergien, grüne Energie, Tourismus, Technik. Doch gibt es auch kulturelle Widersprüchlichkeiten. Als Bundesrätin Schwarz-Fuchs bei einem Besuch im Regionalparlament Talangana (dort leben 35 Millionen Menschen) den durchwegs männlichen Abgeordneten die Frage stellt, wie hoch der weibliche Anteil im Parlament sei, erhält sie als Antwort betretenes Schweigen. Recherchen ergaben - sieben Prozent.
Kampf der Armut und für Gleichberechtigung
Auf mehr Gehör stößt die Vorarlbergerin bei Gouverneurin Tamilisai Soundararajan. Die 60-Jährige ist Pionierin, setzt sich für Gleichstellung und #MeToo ein. Es gibt hohe Arbeitslosigkeit, vor allem bei Frauen. Knapp 70 Prozent leben in Armut. Modi regiert seit 2014. Es gibt Spannungen zwischen seinen Hindus und Muslimen. Das Land ist laizistisch, jeder geht seinen religiösen Weg. Kritiker werfen Modi Spaltung und Diskriminierung vor.
Sobotka: „Modi will das Bewusstsein der Hindus stärken und hat mit Maßnahmen viele Diskussionen ausgelöst. Was mich ärgert, ist diese Populismuskeule, die jeden Diskurs zerstört.“ Auch diese Debatten kennt man in Österreich.
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