„Neu in Wien“-Klasse

Pensionierte Lehrerin (65) wagt Schul-Comeback

Familie
24.03.2022 10:52

Die Schulen im Land sind im Krisenmodus. Tausende Lehrer fallen aktuell aufgrund einer Corona-Erkrankung aus - just zu einer Zeit, wo täglich mehr Kinder, die aus der Ukraine flüchten mussten, einen neuen Schulplatz brauchen. Lehramtsstudenten helfen bereits seit vielen Wochen in den Klassen aus. In Wien kehrten nun auch fünf Pensionisten mit Vollzeit-Anstellungen zu den Schülern zurück. Eine von ihnen haben wir am Donnerstag in ihrer neuen Klasse besucht.

Gabriela Maier-Skropik ist von ihrem heutigen ersten Schultag am Campus Kleistgasse begeistert. Es ist ein besonderes Comeback. Denn eigentlich war die 65-jährige Volksschullehrerin, die viele Jahrzehnte in der Reisnerstraße unterrichtet hatte, bereits in Pension.

„Als ich gefragt wurde, ob ich aufgrund der Corona-Ausfälle und der Flüchtlinge aus der Ukraine zurückkehren will, war ich sofort Feuer und Flamme. Denn eigentlich wollte ich letztes Jahr noch gar nicht in den Ruhestand gehen“, erzählt die Wienerin, die vor Energie strotzt.

(Bild: Zwefo)
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Als ich gefragt wurde, ob ich aufgrund der Corona-Ausfälle und der Flüchltlinge aus der Ukraine zurückkehren wollen, war ich sofort Feuer und Flamme.

Gabriela Maier-Skropik (65) feierte ihr Comeback im Klassenzimmer.

Unterrichtet 16 geflüchtete Kinder in „Neu in Wien“-Klasse
Jetzt ist sie, wie auch vier weitere pensionierte Pädagogen, in Vollzeit zurück, erhielt einen neuen Vertrag von der Bildungsdirektion Wien. Gemeinsam mit einer ukrainischsprachigen Lehrkraft unterrichtet Frau Maier-Skropik nun 16 geflüchtete Kinder in einer der zehn eigens geschaffenen „Neu in Wien“-Klassen. „Es sind so liebe Kinder“, sagt die leidenschaftliche Lehrerin nach dem Kennenlernen. „Heute haben wir die ersten Sätze in Deutsch gelernt: ,Ich bin ein Bub‘ oder ,Ich bin ein Mädchen‘. Dazu haben wir ein Tafelbild gemalt“, erzählt die Pädagogin strahlend.

Minister brachte Schülern Süßigkeiten
Zum Neustart bekam die Ex-Pensionistin, die an ihrer früheren Schule eine Deutschförderklasse aufbaute, Besuch von der Politik. Unterrichtsminister Martin Polaschek, Bildungsstadtrat Christoph Wiederkehr und Bildungsdirektor Heinrich Himmer besuchten ihre „Neu in Wien“-Klasse. „Sie waren sehr lieb zu den Kindern, der Minister hat Süßigkeiten ausgeteilt“, berichtet sie.

„Insgesamt sind schon 2000 ukrainische Kinder im schulpflichtigen Alter in Wien angekommen, 1050 davon haben bereits einen Schulplatz“, sagt Vizebürgermeister Wiederkehr. „Wir bringen den Kindern so ein kleines Stück Normalität zurück“, ergänzt Himmer. Österreichweit konnten mitttlerweile 2300 Kinder aus der Ukraine ins Schulsystem integriert werden.

Christoph Wiederkehr, Martin Polaschek und Heinrich Himmer (v. li.) besuchten gemeinsam mit der Schuldirektorin die Klasse der pensionierten Lehrerin und ihrer ukrainischsprachigen Kollegin. (Bild: Zwefo)
Christoph Wiederkehr, Martin Polaschek und Heinrich Himmer (v. li.) besuchten gemeinsam mit der Schuldirektorin die Klasse der pensionierten Lehrerin und ihrer ukrainischsprachigen Kollegin.

Ein Boxsack zum Abbau der aufgestauten Wut
Die Arbeit mit den geflüchteten Kindern ist für sie eine besondere Herausforderung. Einige haben Schlimmes gesehen und erlebt, wissen nicht, wie es ihren Vätern in der Heimat geht: „Manche ziehen sich zurück, werden ganz still. Bei anderen spürt man eine nachvollziehbare Aggression, die rausmuss“, sagt die Lehrerin, die selbst Oma eines neunjährigen Buben ist. Der hat ihr einen guten Tipp gegeben: „Oma, kauf einen Sandsack und häng ihn im Schulhof auf. Dann können die Kinder ihre Wut so richtig rausboxen.“

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