Der Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) bleibt seiner strikten Linie zur Eindämmung der Corona-Pandemie treu - die Stadt lehne die erst am Mittwoch vorgeschlagene Verkürzung der Absonderung ab. Es handle sich dabei um „verantwortungsloses Handeln“, womit die Bundeshauptstadt die Regelung nicht übernehmen wird. Auch die ebenfalls von der SPÖ regierten Bundesländer Kärnten und Burgenland reagierten ablehnend.
„Dieses verantwortungslose Handeln wird dazu führen, dass wir die Hochinzidenzphase unnötig in die Länge ziehen. Das kommt nahezu einer gesundheitsbehördlichen Selbstaufgabe gleich“, so Hacker. Man habe das entsprechende Dokument auch „leider erst im Laufe des Tages das erste Mal zu Gesicht bekommen und deshalb Zeit gebraucht, um es gewissenhaft durchzuarbeiten“, erklärte der Stadtrat.
Keine positiv Getesteten in Wien im Einsatz
Fix ist für ihn jedenfalls, dass im Wiener Gesundheitssektor keine positiv Getesteten tätig sein werden, wiederholte er einmal mehr: „Infiziertes medizinisches Personal wird in Wien unter keinen Umständen arbeiten gehen.“ Der Schritt sei auch nicht auf Basis von wissenschaftlicher Evidenz begründet, ergänzte Hackers Büro.
Auch zeige die Erfahrung in Wien, dass nur knapp die Hälfte aller positiven Menschen mit so geringen Symptomen belastet sei, dass sie einen Freitestversuch unternehmen. Nur zehn Prozent der positiven Fälle schaffen es demnach tatsächlich, sich am fünften Tag freizutesten - weitere 20 Prozent in den Tagen sechs bis neun.
Zusätzliches Haftungsproblem
Hacker verwies zudem auf die rechtliche Problematik: „Speziell in vulnerablen Bereichen wie Krankenanstalten und Pflegewohneinrichtungen kann nicht verlangt werden, ein zusätzliches Haftungsrisiko einzugehen.“ Denn aus dem Behandlungsvertrag bzw. Betreuungsvertrag bzw. dem Arbeitsrecht würden sich auch „Schutzpflichten“ gegenüber den Patienten, Betreuten und Mitarbeitern ergeben.
Weitere Bundesländer skeptisch
Die neue Empfehlung von Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne) sieht vor, dass symptomlos Infizierte sowie jene mit leichtem Krankheitsverlauf (ohne Sauerstoffbedürftigkeit) unter Auflagen nach fünf Tagen auch ohne Test aus der Absonderung entlassen werden können. Neben dem Nein aus Wien kam dazu auch aus dem Burgenland Ablehnung, Kärnten äußerte sich ebenfalls kritisch. Umsetzen will man die Vorgaben jedenfalls in Tirol, der Steiermark und in Salzburg.
Kärntens Gesundheitsreferentin Beate Prettner (SPÖ) hatte bereits am Mittwoch Kritik an der verkürzten Quarantäne-Dauer anklingen lassen: Sie sehe diese Möglichkeit „sehr kritisch“. Kärnten werde das „äußert restriktiv handhaben - nur in absoluten Ausnahmefällen und mit höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Auch aus dem Büro von Burgenlands Landeshauptmann Hans Peter Doskozil (SPÖ) hieß es laut Ö1-„Mittagsjournal“, man werde die bisherige Regelung mit verpflichtenden Tests beibehalten.
Tirol, Steiermark und Salzburg für Verkürzung
Seitens der steirischen Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) wurde hingegen erklärt, dass die Verordnung des Bundes in Sachen Absonderung „eins zu eins“ umgesetzt werde. Über die Details hinsichtlich des Freitestens werde allerdings erst beraten. Auch Tirol werde die Vorgaben mittragen und umsetzen, ebenso Salzburg, berichtete das Ö1-Radio.
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