Trockene Steiermark

Niedrigwasser auf Flüssen lässt Sorgen anschwellen

Steiermark
28.03.2022 06:00

Drei Monate ohne nennenswerten Niederschlag lassen die Pegelstände an den steirischen Flüssen sinken. Jetzt hoffen alle, dass ab Mittwoch der prognostizierte Regen einsetzt.

Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war es in Graz noch nie so trocken wie jetzt. „Doch wochenlang kein Niederschlag, das kommt immer wieder vor“, stellt Robert Schatzl fest. Stufe für Stufe schreitet der oberste Hydrologe des Landes bei der modernsten Messstelle der Steiermark in der Grazer Wartingergasse hinab in sein Reich. Sein Arbeitsweg fällt dieser Tage länger aus als sonst: „256 Zentimeter, das ist sehr wenig“, spiegelt der aktuelle Wasserstand die anhaltend trockene Wetterlage wider.

Pegelstand sehr niedrig
Wie tief der Mur-Pegel gesunken ist, kann man grob an der Seitenleiste der Treppe ablesen, ausgefeilte Technik liefert Genaueres: „Mittels Ultraschallbooten, die wir mit einem Seil durch den Fluss gleiten lassen, werden Tiefe, Fließgeschwindigkeit, Breite und exakter Pegelstand gemessen. Aus diesen Parametern lässt sich wiederum der Durchfluss berechnen“, erläutert der Experte.

Sonden im Wasser, die auf Druck reagieren, liefern permanent Daten. Die aufgezeichnete Bandbreite allein zum Wasserstand ist groß: „181 Zentimeter war der bislang niedrigste Wert hier, 612 Zentimeter der höchste“, liest Schatzl von der Wand im Inneren der silberglänzenden Messstelle ab, die jeder auslesen kann.

Die Messstation am Grazer Murufer ist für ihn Spiel- und Arbeitsplatz zugleich: Robert Schatzl, Leiter der Landes-Hydrografie. (Bild: Erwin Scheriau / KRONE)
Die Messstation am Grazer Murufer ist für ihn Spiel- und Arbeitsplatz zugleich: Robert Schatzl, Leiter der Landes-Hydrografie.

Dass unsere Flüsse über lange Sicht signifikant weniger Wasser führen werden, glaubt der 54-Jährige nicht unbedingt: „Wie weit die Klimamodelle mit der Realität übereinstimmen, wird sich zeigen. Was wir aber schon sehen, ist, dass die Gewässer zusehends wärmer werden. Das hat aber weniger mit der geringeren Wassermenge, sondern vielmehr mit den steigenden Lufttemperaturen zu tun.“ So würden etwa Messdaten an der Enns in Schladming oder an der Mur bei Mureck klar belegen, „dass vor allem die Maxima in den Sommermonaten in den letzten Jahren zugenommen haben“.

Berechnungen für Niederschläge
Weit mehr Kopfzerbrechen und vor allem Arbeit macht dem ohnehin schon gut ausgelasteten Team die Erstellung von Hochwasser-Prognosen. Diese werden für die Mur seit 2005, für die Enns seit 2007 erstellt. 2011 kam noch die Raab hinzu, beliefert wird in erster Linie der Katastrophenschutz. „Basierend auf den Niederschlagsprognosen können wir sechs Tage im Voraus Berechnungen erstellen, 48 Stunden vorher ist die Treffsicherheit schon ziemlich groß“, weiß Schatzl.

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Beim Grundwasser verzeichnen wir teils Rekord-Niedrigstände, Versorgungsengpässe muss aber keiner fürchten.

Robert Schatzl, Leiter Landes-Hydrografie

Aber auch diesbezüglich lässt sich der Obersteirer zu keinem Superlativ hinreißen: „Starkregen-Ereignisse hat’s früher auch immer wieder gegeben, das ist kein neues Phänomen.“ Nachsatz: „Was heute jedoch erschwerend hinzukommt, ist die Verbauung.“

Die gute Nachricht zum Schluss: Ab Mitte dieser Woche sollte der lang ersehnte Regen einsetzen.

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