4000 in der Steiermark

Ukraine-Vertriebene: „Werden langen Atem brauchen“

Steiermark
29.03.2022 12:51

Etwa 4000 Geflüchtete aus der Ukraine sind in der Steiermark registriert, die Hälfte von ihnen lebt im Großraum Graz. Viele werden noch folgen. Eine rasche Rückkehr in ihre Heimat scheint nicht realistisch, heißt es am Dienstag nach einem Sicherheitsgipfel in Graz. Daher die Botschaft: „Wir werden einen langen Atem brauchen.“

Wie viele ukrainische Vertriebene sind bereits in der Steiermark angekommen?
Etwa 4000 sind registriert, sagt Soziallandesrätin Doris Kampus. 3067 sind in der Grundversorgung (davon etwas mehr als die Hälfte in privaten Wohnungen, der Rest in organisierten Quartieren). Etwa 25 Prozent der Registrierten versorgen sich selbst.

Wo leben die in der Steiermark registrierten Vertriebenen?
Laut Barbara Pitner, Leiterin der Sozialabteilung, lebt etwa die Hälfte in Graz, der Rest in den Regionen. Es gibt keinen steirischen Bezirk ohne ukrainische Vertriebene.

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Wir erleben gerade das Ende der Illusion, dass es in Europa keinen Krieg mehr gibt.

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer

Wie viele werden noch folgen?
Das kann niemand sagen, Schätzungen, etwa vom ukrainischen Honorarkonsul Fritz Möstl, gehen von insgesamt 20.000 Ukrainern in der Steiermark aus. Fest steht: Laut einem österreichweiten Verteilungsschlüssel sollten etwa 13 bis 14 Prozent der Vertriebenen in der Steiermark untergebracht werden.

Werden sie rasch wieder in ihre Heimat zurückkehren können?
Nein. „Es ist zu befürchten, dass der Krieg intensiver wird“, sagt Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer. Es geht daher laut Kampus nun verstärkt um die Integration der Vertriebenen. Das betrifft zum einen den Arbeitsmarkt: Am Dienstag werden die ersten „blauen Karten“ an die vielfach gut qualifizierten Vertriebenen verschickt, damit erhalten sie Zugang zum Arbeitsmarkt. Laut dem österreichweiten Flüchtlingskoordinator Michael Takacs haben bereits 1200 Unternehmen beim AMS angefragt. Zum anderen betrifft das die Betreuung in Kindergärten und Schulen. Mit Stand Montag waren schon 416 ukrainische Flüchtlingskinder in steirischen Schulen, teilt die Bildungsdirektion mit. Studierende haben zudem Zugang zu Hochschulen und müssen keine Studiengebühren zahlen. 

Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Flüchtlingskoordinator Michael Takcs (Bild: Christian Jauschowetz)
Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer und Flüchtlingskoordinator Michael Takcs

Welche finanziellen Auswirkungen kommen auf die Steiermark zu?
An direkter Hilfe hat die Steiermark bisher etwa 680.000 Euro bereitgestellt. Die Landesregierung ist bereit, weiteres Geld in die Hand zu nehmen, betont Finanzreferent und Vize-Landeshauptmann Anton Lang. Auch die hohe Zahl der Vertriebenen in der Grundversorgung wird sich finanziell niederschlagen.

Was kann in der Organisation noch besser gemacht werden?
Takacs fand am Dienstag nur lobende Worte für den weiß-grünen Weg: „Die Steiermark ist vorbildlich.“ Wichtig sei es, „den Bürokratismus auf die Seite zu schieben, um rasch helfen zu können“, betonte er.

Wird befürchtet, dass die Welle der Hilfsbereitschaft nachlässt und die Stimmung umschlägt?
Noch ist kein Ende der Hilfsbereitschaft zu erkennen. 5516 Plätze für Geflüchtete wurden in der Steiermark bereits gemeldet, täglich kommen viele neue dazu. Auch haben sich schon 500 Familien als potenzielle Gasteltern für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge gemeldet. Kampus: „Die Hilfsbereitschaft ist so groß und die Stimmung so positiv, dass ich derzeit keine Gefahr sehe, dass die Stimmung kippt. Aber Garantie gibt es natürlich keine.“

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