Es ist die nach Dienstnehmern und Passiva bisher größte Insolvenz des Jahres in der Steiermark: Betroffen sind die 23 Shops der Grazer Outdoor-Bekleidungsmarke Northland, hier arbeiten mehr als 110 Mitarbeiter. Es wird laut Kreditschützern zu „erheblichen Restrukturierungen“ kommen - sprich: weniger Filialen, weniger Mitarbeiter. Die Northland-Muttergesellschaft ist von der Insolvenz nicht betroffen.
1973 gegründet, machte sich Northland von Graz aus einen erfolgreichen Namen im Bereich der Outdoor-Sportbekleidung. Doch die vergangenen beiden Jahren, geprägt von der Corona-Pandemie, haben dem Unternehmen ordentlich zugesetzt. Während man dank staatlicher Hilfe die ersten Lockdowns überstehen konnte, trafen die Einschränkungen mitten im wichtigen Weihnachtsgeschäft 2021 - insbesondere der Lockdown für Ungeimpfte - Northland schwer. Es gab laut Unternehmen „massive Umsatzrückgänge“.
Dazu kommt, dass eine Planbarkeit seit Ausbruch der Pandemie kaum möglich war: Die in Fernost produzierte Ware hat eine Vorlaufzeit von neun Monaten, Lieferketten sind aber zum Teil völlig zusammengebrochen. Zudem stiegen die Preise in Produktion und Beschaffung „exorbitant“. Im Zusammenhang mit dem russischen Angriffskrieg in der Ukraine schnellten Energie- und Transportkosten noch weiter in die Höhe.
Online-Geschäft zu wenig forciert
Auf einen nicht unwesentlichen Aspekt weisen die Kreditschützer des AKV hin: Northland hat im Vertrieb stark auf das Flächengeschäft in den Filialen gesetzt, der Online-Handel habe eine „untergeordnete Bedeutung“ gehabt.
Geschäftsführer: „Wir haben alles versucht“
„Obwohl unsere Mitarbeiter in diesen extrem belastenden Zeiten Ihr Bestes gegeben haben und trotz mehrfacher Lockdowns dem Unternehmen die Treue gehalten haben, können langfristige Mietverträge der 21 Shops, die zu Hochkonjunktur Zeiten abgeschlossen wurden, leider nicht mehr erfüllt werden. Auch Verhandlungen mit den Vermietern haben zu keiner Lösung geführt. Wir haben wirklich alles versucht und alle Optionen geprüft“, so Miteigentümer und Geschäftsführer Arno Pichler.
Wir haben wirklich alles versucht und alle Optionen geprüft.
Geschäftsführer Arno Pichler
Viele Shops sollen gehalten werden
Die Passiva betragen laut KSV etwa 10,16 Millionen Euro. Rund vier Millionen Euro sind für Schadenersatzansprüche wegen möglicher vorzeitiger Vertragsauflösungen hinsichtlich der Mietverträge eingepreist. Ein Fortführungskonzept für die 2006 gegründete Shop GmbH wurde entwickelt, das mit Insolvenzanwalt Alex Reckenzaun umzusetzen versucht werde. Man hoffe, den Großteil der in Österreich ansässigen Filialen weiter betreiben zu können (ein Shop befindet sich im deutschen Passau).
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.