Die Wirtschaft boomt, es gibt viele freie Jobs, aber die Stimmung auf dem Arbeitsmarkt ist im Keller. Die Lebenskosten steigen und manche Branchen suchen händeringend nach Mitarbeitern. Besserung ist nicht in Sicht.
Trotz guter Vorzeichen, einer boomenden Wirtschaft und deutlich mehr Jobs als vor Corona ist die Stimmung auf dem Arbeitsmarkt wenig rosig. Auf den ersten Blick wirkt das paradox. Österreichweit sind rund 335.000 Menschen auf Jobsuche, rund 40 Prozent davon in Wien. Die Arbeitslosenquote sank auf 7,3 Prozent. Die Zahl der beim AMS als arbeitslos vorgemerkten Personen ging alleine im März in Wien im Jahresvergleich um 23,1 Prozent zurück. Österreichweit ist diese Entwicklung mit minus 31 Prozent noch deutlicher ausgefallen.
Tourismus und Gastro leiden
Wer von diesem Aufschwung nicht in vollem Umfang profitieren konnte, waren der Tourismus und die Gastronomie - und hier nicht nur wegen ausbleibender Touristen oder Gäste, sondern auch wegen Mitarbeitermangel. „Niemand will sich zwölf Stunden am Tag in die Küche stellen oder Gäste bedienen, wenn man mit etwas weniger Geld gut auskommt und Freizeit hat“, bringt es ein Gastronom auf den Punkt, der mehr Anreize fordert.
Niemand will sich mehr diesen Job für 1400 Euro netto antun, wenn man mit etwas weniger ohne Stress leben kann.
Ein Wiener Gastronom
Gastrojobs wieder schmackhaft machen
Man habe wegen Corona sehr viele Mitarbeiter an andere Branchen verloren, bestätigt auch die Wirtschaftskammer. Man müsse den Wienern den Job in der Gastro jetzt wieder schmackhaft machen. Das geht nur über flexible Arbeitszeitmodelle und ein Plus bei den Gehältern. Das wird unweigerlich zu einer Neukalkulation bei den Preisen führen. Ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt, wirken sich die steigenden Lebenshaltungskosten sowie die Energie- und Wohnpreise bereits auf die positive Dynamik des Arbeitsmarktes aus. Minister Martin Kocher bringt noch einen weiteren Faktor ins Spiel und bestätigte jetzt: „Der Rückgang der Arbeitslosigkeit bremst sich aufgrund des Ukraine-Krieges zusätzlich ein.“
Wir müssen Quereinsteiger ansprechen. In der Gastro kann man immer noch schnell etwas dazuverdienen.
Martina Haslinger von der Wirtschaftskammer
Die Realität hinkt den vermeintlich guten Wirtschaftszahlen also hinterher. Die sozialen Folgen der Pandemie werden jetzt noch stärker spürbar. Laut Statistik Austria hatte jede dritte Person in den vergangenen zwölf Monaten trotz guter Zahlen nämlich weniger im Börserl als zuvor. Mehr als 46 Prozent der Personen mit Einkommensverlusten mussten auf Ersparnisse zurückgreifen, Geld leihen oder ein gesunkenes Einkommen auf andere Weise kompensieren. Mehr als 39 Prozent mussten zudem ihren Konsum einschränken, indem sie Ausgaben für Essen, Kleidung und andere Waren und Dienstleistungen reduzierten.
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