Der ÖVP-Untersuchungsausschuss hat sich einmal mehr um die mögliche Einflussnahme auf Korruptionsermittlungen gedreht. Den Anfang machte Staatsanwalt Bernd Schneider, in dem die Opposition eine Vertrauensperson der ÖVP in der Justiz vermutet. Ihm wurde vorgeworfen, den USB-Stick mit den Kloibmüller-Chats absichtlich nicht zum Akt genommen zu haben, um das Verfahren zu verschleppen. Dessen Begründung: „Es war ein reiner Opfer-Stick.“ Kloiblmüller habe er „zu meiner Schande“ nicht gekannt.
Er sei der Staatsanwalt, „den die ÖVP sich wünscht, wenn es um heikle Verfahren geht“, hatte vor Sitzungsbeginn SPÖ-Fraktionsführer Kai Jan Krainer befunden. Schneider gab am Donnerstag an, seit Dezember 2021 - auf eigenen Wunsch und aus privaten Gründen - bei der Staatsanwaltschaft St. Pölten tätig zu sein.
Schneider, mit dem am Vormittag die Befragungen begannen, war unter anderem bei der Staatsanwaltschaft Wien federführend für die Ermittlungen zu den kriminellen Aspekten rund um die Herstellung des „Ibiza“-Videos zuständig.
Auswertung hat „länger gedauert“
Mit den Chats sei er erstmals im Februar oder März 2021 in Kontakt gekommen, sagte Schneider zu Beginn seiner Befragung. Damals sei der entsprechende USB-Stick bei einer von ihm angeordneten Hausdurchsuchung zum BVT-Akt gefunden worden. Der Stick sei unverzüglich einem IT-Experten zur Auswertung übergeben worden, damals sei der ehemalige Kabinettschef Michael Kloibmüller in diesem Fall als Opfer anzusehen gewesen. Allerdings habe die Auswertung „länger gedauert, als ich bei der Staatsanwaltschaft Wien war“.
Mit Pilnacek nur einmal getroffen
Kloibmüller selbst habe er - „zu meiner Schande“ - anfangs nicht gekannt, so Schneider. Dieser habe ihn aber angerufen und um Akteneinsicht gebeten. Zu seinem Verhältnis zum ehemaligen Justiz-Sektionschef Pilnacek sagte Schneider, dieses sei rein dienstlich gewesen, seit Aufkommen des Ibiza-Videos haber er ihn nur einmal getroffen, den Leitenden Oberstaatsanwalt Johann Fuchs nur zwei Mal im Untersuchungszeitraum. Den Begriff „System Pilnacek“ kenne er nur aus den Medien.
Korruptionsstaatsanwältin als „Maulwurf“?
Auch die derzeit karenzierte Korruptionsstaatsanwältin Linda Poppenwimmer wurde befragt. Deren Wechsel zur Rechtsanwaltskanzlei Ainedter & Ainedter hatte vergangenen November für öffentliche Aufmerksamkeit gesorgt. Die Opposition schreibt ihr die Funktion eines „Maulwurfs“ in der Korruptionsstaatsanwaltschaft zu. Aufgetauchte Chats zeigten, dass die Juristin Interna aus Besprechungen der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) an ihren Vorgesetzten, den Leiter der Oberstaatsanwaltschaft Fuchs, weitergetragen hat.
Eine mögliche in die WKStA eingeschleuste Vertrauensperson der ÖVP sieht die Opposition in Poppenwimmer auch, wie die Fraktionsführer von SPÖ und FPÖ, Krainer und Hafenecker, vor Beginn der Befragungen mutmaßten. Und selbst Grünen-Fraktionsführerin Nina Tomaselli sprach von einem möglichen „Dreieck“ aus Poppenwimmer, Ainedter und Oberstaatsanwalt Fuchs.
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