Nach Firmen-Pleiten

Was ist los im Wein-Imperium, Herr Kilger?

Steiermark
24.04.2022 16:54

Der Investor und Wahlsteirer Hans Kilger muss Firmenpleiten verdauen. Wieso ihn vier Insolvenzen trotzdem nicht aus der Ruhe bringen, erklärt er im Gespräch mit der „Steirerkrone“.

„Krone“: Domäne Müller, Steirerwein und die Schweinezucht La Gioia: In den letzten Monaten gingen einige Firmen, an denen Sie beteiligt sind, pleite. Was ist da los, haben Sie sich mit Ihren Investitionen übernommen?
Hans Kilger: Wir haben in den letzten Jahren in der Steiermark 50 Projekte und Beteiligungen zur Genusswelt Kilger zusammengefügt, die alle sehr gut laufen. Natürlich wäre es Pandemie-bedingt vermessen zu sagen, es läuft perfekt. Aber man muss das schon einmal in Relation setzen: Unter 50 Projekten hat es jetzt drei gegeben, die sich wirtschaftlich nicht so entwickelt haben, wie ich mir das erhofft habe. So mancher Kapitalgeber würde da von einer enormen Erfolgsquote sprechen.

Wie erklären Sie sich dann die Aufregung?
Bei Steirerwein zum Beispiel gab es seit Jahren erhebliche Schwierigkeiten und persönliche Zerwürfnisse. Da bin ich massiv betrogen worden, hier wird auch seitens der Strafbehörde ermittelt. Kurz gesagt: Ich habe gezahlt, der Miteigentümer hat genommen. Auch mit der Domäne Müller ist einiges schiefgelaufen. Da sind mir sehr unschöne Dinge widerfahren und ich musste die Reißleine ziehen.

Hans Kilger (Bild: Sepp Pail)
Hans Kilger
(Bild: Sepp Pail)
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Ich lasse mich von solchen Irritationen überhaupt nicht in meiner Strategie beeinflussen. Der Kurs stimmt auf jeden Fall.

Hans Kilger

Massive persönliche Zerwürfnisse scheint es auch beim Schweinezuchtbetrieb La Gioia gegeben zu haben?
Da mussten wir leider feststellen, dass die komplette Basis gefehlt hat. Die Mangalitza-Zucht wurde als europaweit führend angepriesen und ich habe mich auf vermeintlich vertrauenswürdige Personen verlassen. Doch dann haben wir massive Missstände in der Tierhaltung festgestellt, die wir auch angezeigt haben.

Fakten

Alleine in der Steiermark beschäftigt die Kilger-Gruppe rund 230 Menschen, ist bei 15 Unternehmen beteiligt, aus denen rund 50 Projekte entstanden sind. Begonnen hat alles im Jahr 2014 mit dem Kauf von Weingütern in der Südsteiermark, inzwischen hat sich Hans Kilger bei zahlreichen Betrieben eingekauft - vom Hotel Loisium in Ehrenhausen über den Jaglhof in Gamlitz bis zum Mineralwasserhersteller Peterquelle.

Die jüngsten Pleiten heizen die Gerüchteküche an. Uns ist zu Ohren gekommen, beim Jaglhof in Gamlitz würde die Baustelle stillstehen.
Ich war gerade erst vor Ort, dort arbeiten 100 Leute unter Hochdruck, weil der Ausbau fertig werden muss. Mehr brauche ich dazu wohl nicht sagen. Es gibt viele falsche Behauptungen, die jeder Grundlage entbehren.

Es heißt seitens einiger Unternehmen auch, Sie würde Rechnungen nicht zahlen.
Wir sind schnell gewachsen und in der innerbetrieblichen Organisation mag schon mal was durchrutschen. Aber das ist sicher nicht der dauerhafte Zustand. Wir kommen unseren Verpflichtungen nach.

Fakten

Auch in Rumänien hat Kilger einige tausend Hektar Land gekauft und züchtet dort Bisons, Wasserbüffel und Hirsche. Sein überaus komplexes Geflecht an Unternehmen und Beteiligungen vereint Kilger in der Stern Capital Management AG mit Sitz in Grünwald bei München, die zu 100 Prozent sein Eigentum ist und etwa 40 Tochtergesellschaften mit weit mehr als 500 Mitarbeitern umfasst. Laut eigenen Angaben verfügt die Stern Capital über ein Eigenkapital von über 100 Millionen Euro. 

Kilger ist in der Südsteiermark sehr umtriebig, wie am Jaglhof, wo gerade ausgebaut wird (Bild: Sepp Pail)
Kilger ist in der Südsteiermark sehr umtriebig, wie am Jaglhof, wo gerade ausgebaut wird

Gibt es in der Kilger-Gruppe noch weitere wirtschaftliche Sorgenkinder?
Nein, da zeichnet sich aktuell nichts ab.

Sie halten also an Ihrem Investitionskurs fest?
Es wäre schlimm, würde ich wegen ein paar Fehltritten meine ganze Vision verwerfen. Ich mache natürlich weiter, auch weil ich an eine nachhaltige, regionale Landwirtschaft glaube.

Abgesehen von unglücklichen Geschäftspartnerschaften: Spüren Sie auch Gegenwind aus der Bevölkerung?
Nein, direkt mir gegenüber nicht. Ich höre es immer nur hinten herum. Aber es wird in den nächsten Jahren sicher unsere Aufgabe sein, noch stärker auf die Bevölkerung zuzugehen und sie in geplante Projekte besser einzubinden.

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