Einen schönen Mittwochabend.
Es wird Ihnen völlig egal sein, aber ich kann nicht kochen - es geht schon in Richtung Beeinträchtigung. Nichts mag mir in der Küche gelingen, selbst die einfachsten Rezepte klingen für mich wie auf Suaheli geschrieben. Wenn ich Steak abbrate, was ich aufgegeben habe, könnten Sie mit dem Fleischziegel kaputte Dachschindel ersetzen. Ich garantiere: Es wird Ihnen viele Jahre nicht ins Haus regnen. Vor Ewigkeiten musste ich nach dem Zubereiten eines Frühstücks sogar ins Krankenhaus. Öl auf Haut, alte Geschichte. Wegen eines Frühstücks! Lassen Sie sich das auf der Zunge zergehen, ein Effekt, der Ihnen übrigens mit keiner meiner Speisen je zuteilwird. In der Ambulanz lernte ich eine Frau kennen, auch ein Frühstücksopfer, Messer statt Öl, statt Bandagen einen halben Finger weniger. Kurz überlegten wir, gemeinsam ein Restaurant zu eröffnen - ich mit meinen verbundenen Mumienhänden, sie mit 9,5 Fingern (Tendenz sinkend). Ich fürchte, für Vegetarier wäre das nichts gewesen. Wie auch immer: Ich kann nicht kochen, aber ich esse. Und so fällt es auch mir im Supermarkt auf: Dank der Teuerungen gibt es den Wochenend-Einkauf nur noch zum Preis eines Atom-U-Bootes.
Öl, Gas, Fleisch, Gemüse, Kleidung, ich muss Ihnen die Kostensteigerungen nicht weiter auflisten, Sie sehen es an Ihren eigenen Rechnungen. Nun habe ich gestern Vizekanzler Werner Kogler von den Grünen im „Report“ gesehen, ich habe keine Ausrede, für die Stromrechnung reicht das Geld noch. Zuerst möchte ich Kogler an dieser Stelle loben: Ich habe mir in der ORF-TVthek die Langversion des Interviews angetan, immerhin fast eine halbe Stunde, und der Vizekanzler hat sich kurzgefasst. Wo sich früher nur eine Frage und eine Antwort ausgegangen wären, kam ein Gespräch zustande, wie für zwei Menschen mit normal gewachsenen Lungenflügeln üblich. Ganz viel schlauer wurde ich aber gerade bei der Passage mit den Teuerungen nicht. Kogler kann sich eine Kürzung der Mehrwertsteuer auf Lebensmittel vorstellen, der Bundeskanzler übrigens nicht. Wann das neue Paket kommt? Keine Ahnung, es gibt ja keinen Stress, es werde „momentan berechnet“. Zur Erinnerung: Jeder zweite Österreicher ohne Vizekanzlergehalt kann die Ausgaben kaum noch stemmen.
Bei der Teuerungsdebatte heute im Nationalrat wurde schon gespart, und zwar an interessierten Regierungsvertretern - die Bank leer wie die Regale in den Geschäften. Zu Beginn anwesend: Claudia Plakolm, Leonore Gewessler, Johannes Rauch. Ende. Der Rest vermutlich schon im Supermarkt, bevor es am Abend überhaupt keine Lebensmittel mehr gibt. Bildungsminister Martin Polaschek war beim Friseur. Billiger Witz, sagen Sie, aber es stimmt wirklich. Schauen Sie sich die Fotos auf krone.at oder morgen in der „Krone“ an, wir haben die Vorher-Nachher-Bilder, wie Sie sie von Diätprodukten oder verpfuschten Schönheitsoperationen kennen. Polaschek hat sich die Mähne scheren lassen, in der Dichte vermutlich nur mit Nehammers Flex möglich. Ob aus optischen Gründen oder zur Herstellung von Brennstoff für die Wiener Fernwärme zur Versorgung der Haushalte, weiß ich aktuell nicht, aber er ist wieder oben ohne. Der erste Minister, der Federn lassen musste. Kein Wunder, wo doch auch Haarpflegeprodukte teurer geworden sind. Es sind harte Zeiten für uns alle.
Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.
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