Nach mehr als zwei Jahren Pandemie ist in Wien fast so etwas wie Normalität zu spüren. Die Lokale sind voll, in den Straßen herrscht reges Treiben. Die Freude ist bei Gastronomie und Wirtschaft groß - ebenso bei den Wienern.
Wer am Wochenende innerstädtisch unterwegs gewesen ist, hat es selbst gespürt: Das Leben in der Stadt blüht wieder auf. Nach mehr als zwei Jahren mit den Einschränkungen sind die Menschen regelrecht ausgehungert nach Sonne, Trubel und Heiterkeit. Im Stadtpark schoben sich beim Genussfestival die Massen. In manchen Lokalen wartet man bereits wieder Wochen auf einen Tisch.
Muttertag lief gut
Wirte-Chef Peter Dobcak ist zufrieden: „Muttertag lief sehr gut. Wir haben einen Rückstau im Fortgehen.“ Und der werde gerade aufgeholt. „Einem guten Sommer steht nichts im Wege“, frohlockt der Kammerfunktionär. Zwei Dinge trüben jedoch die Freude: Personal fehlt. Und die Preisschübe bei Lebensmitteln gehen weiter. Die Teuerungen müssen letztlich die Gäste „schlucken“. Neben Wienerisch mischen sich auf den Straßen viele Dialekte und fremde Sprachen.
Endlich ist wieder etwas los. Meine Freunde und ich unternehmen wieder sehr viel. Für Jugendliche war die Zeit der Pandemie sehr schwer.
Melanie Djordjevic
Ich finde, das Gescheiteste wäre, wenn wieder alles so ist wie vor Corona. Dass die Wiener wieder mehr unternehmen, ist der Anfang, und das ist gut.
Otto Glanz
Wiener genießen sozialen Kontakt und Leichtigkeit
Die Touristen sind zurück. Zumindest zum Teil. „Wir spüren einen positiven Aufbruchstrend. Wir verzeichnen etwa 70 Prozent der Auslastung zu 2019“, sagt der Wiener Hotellerie-Obmann Dominic Schmid. Der Fokus liegt auf Gästen aus Europa, die mitunter kein Flugzeug zur Anreise benötigen. Die Branche hat aber das gleiche Problem wie die Gastronomie: Überbrückungskredite laufen jetzt aus. Covid-Hilfen des Bundes sind noch ausständig. Ergibt eine Finanzierungslücke, die manchen geschäftlich das Genick brechen könnte.
Dobcak und Schmid appellieren an die Banken, die Kreditfristen zu strecken.
Nach den Jahren machen die Menschen endlich wieder etwas. Das ist gut. Jeder soll das tun können, was er möchte – aber durchaus weiterhin aufpassen.
William Lent
Es läuft gut. Vor allem für jene, die sich der neuen Zeit angepasst haben. Wir sehen einen Rückstau im Fortgehen. Das holen viele nun nach.
Peter Dobcak
Geschäfte werden wieder aufgesucht
Wechsel zum Handel. Hier zeigt sich: Fahrräder, Blumen, Baumärkte und überhaupt Märkte gehen gut. „Die Menschen wollen rausgehen und einkaufen“, sagt eine Sprecherin von Handelsobfrau Margarete Gumprecht. Online-Shopping verzeichnet nur mehr geringe Zuwächse. Das Persönliche ist gefragt. Der soziale Kontakt.
„Endlich ist wieder was los“
Wir haben dazu die Wiener befragt. Unsere Straßenumfrage am Montag bestätigt diese Einschätzung. Viele ersehnen die Leichtigkeit zurück. „Endlich ist wieder etwas los. Es ist super. Für uns Jugendliche war die Zeit sehr schwer“, meint Melanie Djordjevic (18). Auch die ältere Generation ist froh, volle Straßen zu sehen. Man hat lange darauf gewartet. Die Angst vor Einschränkungen im Herbst ist aber groß.
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