Neun Millionen Euro zahlt das Land Steiermark für 60 Medizin-Studienplätze an einer Wiener Privat-Uni: Im Landtag sorgte das für eine hitzige Diskussion zwischen den Grünen und Landesrätin Juliane Bogner-Strauß. Bemerkenswert: Die ÖVP-Politikerin bezeichnete den Aufnahmetest an den öffentlichen Unis als „Eliteprogramm“.
In den nächsten drei Jahren sind jeweils 20 Medizin-Studienplätze an der Sigmund-Freud-Privatuniversität (SFU) in Wien für junge Menschen reserviert, die sich verpflichten, danach zehn Jahre lang für die steirischen Landeskrankenhäuser zu arbeiten. Dass das Programm neun Millionen Euro an Landesgeldern kostet, gleichzeitig das Land aber an der öffentlichen Grazer Medizin-Uni die neue Möglichkeit, Studienplätze zu „reservieren“, nicht genutzt hat, sorgte für harsche Kritik der Grünen.
Es gibt momentan viele wichtige gesundheitspolitische Themen, bei denen es den Austausch zwischen Politik und allen im Gesundheitsbereich tätigen Personen braucht, stattdessen lässt die Landesrätin eine Politik auf Augenhöhe weiterhin vermissen.
Landtagsabgeordneter Georg Schwarzl (Die Grünen)
Vergabe an Privat-Uni im Visier
Bogner-Strauß konterte im Landtag scharf. Sie zitierte zunächst das Mail einer Frau, deren Tochter sich an der Privat-Uni beworben habe, durch die Politik der Grünen drohe nun der Traum zu platzen. Hintergrund: Laut den Grünen entspricht es nicht dem Vergaberecht, dass der Vertrag mit der SFU ohne Ausschreibung vergeben wurde, er könne daher aufgehoben werden. Laut Bogner-Strauß sind die Juristen am Zug. Ihre Rechtsmeinung lautet aber: Eine Ausschreibung sei nicht notwendig gewesen, da der Vertrag direkt zwischen Studenten und Uni abgeschlossen wird.
Die Landesrätin betonte im Landtag mehrmals, dass es sich bei den insgesamt 60 Studienplätze um zusätzliche Mediziner für die Steiermark handle. Die Kosten liegen bei nur 150.000 Euro pro Studierenden - an öffentlichen Unis seien es 524.000 Euro!
Bogner-Strauß habe erst vor Kurzem von der Möglichkeit erfahren, dass sich auch Bundesländern Studienplätze an öffentlichen Medizin-Unis „sichern“ können, deren Absolventen verpflichtend einige Jahre im Landesdienst arbeiten. Sie werde nun Gespräche mit Med-Uni-Rektor Hellmut Samonigg führen.
Viele Träume junger Menschen platzen
Erstaunlicherweise ging Bogner-Strauß mit dem Aufnahmetest an öffentlichen Unis hart ins Gericht. Dieser sei „partiell ein Eliteprogramm“. Jungen Menschen würden sich teils jahrelang mit großem Aufwand vorbereiten, dennoch würden letztlich viele Träume platzen. Dass mit der Privat-Uni nun einige weiterträumen können, sei „eine absolute Win-win-Situation für das Land“.
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