Wegen Maske gekündigt

Lehrerin: „Nächsten Monat muss ich betteln gehen“

Familie
19.05.2022 06:00

Zwei Jahre vor ihrer Pensionierung wurde Lehrerin Judit H. (63) als Maßnahmenverweigerin abgestempelt und gekündigt. Jetzt bekommt sie gar kein Geld, auch nicht Mindestsicherung.

Vor 28 Jahren begann Judit H. als Lehrerin an Mittelschulen in Liesing, unterrichtete unter anderem Mathematik und Sport. Doch wenige Tage vor Weihnachten wurden ihre Bezüge eingestellt. Jetzt erhält die 63-Jährige nichts außer einem 150-Euro-Caritas-Gutschein. Doch wie kam die Ex-Schwimmerin, die dreifache Masters-Europameisterin ist, in diese prekäre Situation?

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Beim AMS sagten sie mir, dass ich aufgrund meines Status keinen Anspruch auf Überbrückungshilfe habe. Auch Mindestsicherung und Notstandshilfe bekomme ich nicht.

Judit H. lebt von Erspartem und Caritas-Gutscheinen.

Amtsarzt attestierte Dienstfähigkeit
„Mit 16 hatte ich eine traumatische Polypen-Operation. Wenn ich jetzt eine Maske trage, bekomme ich innerhalb weniger Minuten eine Panikattacke, Atemnot und Todesangst“, erklärt H. im Gespräch mit der „Krone“, warum sie zuerst Masken-befreit war, später aufgrund steigender körperlicher und psychischer Probleme in lange Krankenstände stürzte. Im Dezember 2021 attestierte ihr ein Amtsarzt in einer kurzen Untersuchung, dienstfähig zu sein. Als sie dennoch drei Tage in Folge nicht in die Schule kam, wurde sie per Mail gekündigt, wogegen Frau H. Berufung einlegte. Eine Frühpensionierung stand nicht zur Debatte.

Früher war die gebürtige Ungarin wegen ihrer Schwimm-Erfolge in den Medien. (Bild: Klemens Groh)
Früher war die gebürtige Ungarin wegen ihrer Schwimm-Erfolge in den Medien.

Von sämtlichen Hilfen ausgeschlossen
Die Berufung führt für die provisorisch pragmatisierte Beamtin dazu, dass sie seit Monaten von sämtlichen Bezugsquellen ausgeschlossen ist und ihre Lebensversicherung auflösen musste. „Beim AMS sagten sie mir, dass ich aufgrund meines Status keinen Anspruch auf Überbrückungshilfe habe. Auch Mindestsicherung und Notstandshilfe bekomme ich nicht. Keiner kann mir sagen, ob ich für die vielen Jahre Dienst je einen Cent Pension sehen werde.“

Ersparnisse neigen sich dem Ende zu
Während etwa jener Kindergärtner, der mit schweren Missbrauchsvorwürfen konfrontiert ist, von der MA 10 versetzt wurde, wählte die Bildungsdirektion bei Frau H. den harten Schnitt. „Bis jetzt ging es sich mit den Ersparnissen aus, aber ab nächstem oder übernächstem Monat muss ich betteln gehen“, sagt die Mutter einer erwachsenen Tochter, die von ihrer Ärztin nach wie vor krankgeschrieben ist. „Ich bin keine Maßnahmenverweigerin. Ich bin psychisch krank“, weiß die Pädagogin nicht, wovon sie in der Zukunft leben soll.

„Ich war immer eine fleißige und hilfsbereite Lehrerin, auf die alle zählen konnten. Zwei Jahre vor meiner Pensionierung stehe ich diffamiert da, niemand ist zuständig. Und da bin ich bestimmt kein Einzelfall“, erklärt die Meidlingerin, warum sie an die Öffentlichkeit geht.

Drei laufende Verfahren
In der Bildungsdirektion hält man sich zum Fall bedeckt, bestätigte aber, dass es drei laufende Verfahren in der Causa gibt, die auf Gerichtsentscheide warten. Berufungsverfahren gegen die Kündigung und die Einstellung der Bezüge sowie ein Ansuchen der Definitivstellung der Pragmatisierung. Ausgang ungewiss.

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