Fünf junge Seeadler sind heuer im Rahmen des Forschungs- und Schutzprogramms der Naturschutzorganisation WWF Österreich mit Sendern ausgestattet worden. Während die Tiere in wenigen Wochen ihre Horste verlassen sollen, lieferte Seeadler „Orania“ bereits einen Langstrecken-Rekord. 2019 ist „Orania“ im Nationalpark Donau-Auen geschlüpft und besendert worden und flog zwischen Jänner und Mai 2300 Kilometer bis an den nördlichen Dwina-Fluss in Russland.
„Noch nie konnten wir eine so weite Reise eines Seeadlers aus Österreich dokumentieren. Den bisherigen Rekord hat sie verdoppelt. Orania scheint zielstrebig auf Friedensmission“, wird Christian Pichler, Seeadler-Experte des WWF (World Wide Fund for Nature) in einer Aussendung am Donnerstag zitiert.
Galt einst als ausgestorben
Im Jahr 2000 galt das heimische Wappentier noch als ausgestorben, heute leben wieder rund 45 Seeadler-Brutpaare in Österreich, für den WWF daher eine Erfolgsgeschichte des heimischen Naturschutzes. „‘Oranias‘ Reise über alle Grenzen unterstreicht die Wichtigkeit länderübergreifender Schutzmaßnahmen. Sie sind Grundstein für die Rückkehr dieser ehemals ausgerotteten Art“, erklärte Pichler. In Österreich bieten vor allem Niederösterreich, das Burgenland, die Steiermark und Oberösterreich diesen Adlern wieder Lebensraum.
Wichtige Nahrungs-, Brut- und Ruhegebiete würden die Adler etwa im Waldviertel, Nationalpark Donau-Auen, in den March-Thaya-Auen oder Gebieten der Pannatura, einem Unternehmen von Esterhazy finden.
Sender fällt automatisch ab
Die Besenderung der Jungadler liefere wichtige Erkenntnisse über ihre Flugrouten und Lebensräume nach dem Verlassen der Elternreviere. Dorthin kehren sie meist nach vier bis fünf Jahren zurück, um selbst zu brüten. „Auf Basis der Senderdaten können wir die internationale Zusammenarbeit im Seeadlerschutz laufend optimieren“, erläuterte der Adler-Experte. Die federleichten GPS-GMS-Datenträger beeinflussen die Adler nicht in ihren Bewegungen und fallen nach einigen Jahren von selbst wieder ab.
An den Beinen befestigte Ringe der österreichischen Vogelwarte sorgen zusätzlich dafür, dass die Tiere ein Leben lang identifiziert werden können.
Ständige Bedrohungen für Adler
Trotz der zwar langsam wachsenden, aber stabilen Population ist das Überleben der Seeadler in Österreich noch nicht dauerhaft gesichert. Denn illegale Verfolgung durch Abschüsse und Vergiftungen, aber auch Kollisionen mit Fahrzeugen, Stromleitungen oder Windrädern sind eine ständige und große Bedrohungen für die Adler. „Durch die Besenderung sind Todesfälle rasch nachvollziehbar. Straftaten können besser aufgeklärt und Infrastruktur entlang der Flugkorridore entsprechend geplant werden“, erklärt der WWF-Experte.
Durch die Besenderung sind Todesfälle rasch nachvollziehbar. Straftaten können besser aufgeklärt und Infrastruktur entlang der Flugkorridore entsprechend geplant werden.
WWF-Experte Christian Pichler
„Schutzmaßnahmen in Österreich und unseren Nachbarstaaten müssen konsequent weitergeführt werden, wollen wir die Seeadler-Rückkehr als Kapitel Naturschutzgeschichte auch künftig erfolgreich schreiben“, appelliert Pichler. Das Seeadler-Monitoring 2022-2024 wird durch den Biodiversitätsfonds des Bundesministeriums für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, lnnovation und Technologie gefördert.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.