Teure Gastro-Besuche

Preiswahnsinn sorgt nur noch für Kopfschütteln

Österreich
21.05.2022 07:26

Die Teuerung kletterte im April auf 7,2 Prozent. „Wir haben leider keine Glaskugel“, kann das Wifo die Entwicklung nicht abschätzen. Das subjektive Gefühl, dass alles immer teurer wird, schlägt sich für Herrn und Frau Österreicher jetzt auch beim normalen Gasthausbesuch nieder. Wir machten einen Lokalaugenschein in allen Bundesländern - und fanden teils horrende Preisgestaltungen. Das Börserl war bald leer.

In einem Lokal im 7. Gemeindebezirk zahlt man für traditionelles Wiener Backfleisch mit Beilage und Salat mittlerweile 23 Euro. Rechnet man das auf eine vierköpfige Familie hoch, reichen mit Getränken 100 Euro nicht aus. Für Mario Pulker, den Obmann des Fachbereiches Gastronomie in der Wirtschaftskammer, kein Wunder: „Viele Betriebe haben bisher die Teuerungen geschluckt. Jetzt müssen sie reagieren.“

Der Preis ist leider ganz und gar nicht heiß
Die Folge: Preissprünge. In Graz muss man zum Beispiel für einen „Caesar’s Salad“ 10,90 Euro zahlen. Will man Garnelen dazu, kostet das 5,90 Euro – pro Stück.

Nächster Halt bei unserer Reise durch Österreich: der Wörthersee, beliebtes Ziel im Sommerurlaub. Für ein Glas Aperol löhnt man in manchen Lokalen in Velden allerdings mittlerweile 11 Euro. „Die Gastronomie und Beherbergungsbetriebe leiden – auch unter der Erhöhung der Lohnkosten und dem Mangel an Fachkräften“, weiß Anna Burton, Ökonomin am Wirtschaftsforschungsinstitut. Dadurch gibt es in diesem Bereich höhere Teuerungsraten.

Zurück zu unserem Lokalaugenschein. Die beliebten Salzburger Nockerln sind seit Jahresbeginn bis zu zwölf Prozent teurer geworden. Auch in Linz sollte die Geldbörse gefüllt sein. Im renommierten Café Traxlmayr kostet ein Einspänner schlanke 5,70 Euro, in einem Eissalon in der Nähe schlägt eine Kugel der sommerlichen Erfrischung mit 2,50 Euro zu Buche.

Auch vor Tirol macht die Entwicklung nicht Halt. Der Preis für ein Stück Kuchen in einem Lokal in Mieming ist von 4,20 auf 5 Euro gestiegen – das macht ein Plus von 19 Prozent.

Österreich steht im EU-Vergleich relativ gut da
Für den Sprecher der Tiroler Wirte in der Wirtschaftskammer, Alois Rainer, ist das Ende der Fahnenstange noch nicht erreicht. „Wir rechnen in der Gastro mit Steigerungen von zehn Prozent aufwärts.“ Aber wie weit schreitet die Teuerung noch voran? Das Wifo wagt dazu keine Prognose. „Wir haben leider keine Glaskugel“, so Burton. Fakt ist, dass Österreich bei der Inflation in den letzten vier Monaten im EU-Vergleich im unteren Drittel lag, also relativ gut dasteht.

Das ist für Pulker nur ein schwacher Trost. „Die Gastro ist ein Ort der Begegnung, muss erhalten bleiben.“ Sonst wird ein Besuch im Stammlokal bald zum Luxus ...

Stefan Schnittka, Kronen Zeitung

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