Landesversorger müssen Strom teuer einkaufen und haben wenig Spielraum. Daher können sie nicht die gleichen Rabatte anbieten wie der Verbund. Am Dienstag hatte das Unternehmen, das zu 51 Prozent im Eigentum der Republik Österreich steht, angekündigt, allen seinen Kunden zwei Monatsrechnungen gutzuschreiben - Einkommensschwachen gar vier.
Helle Aufregung herrscht unter vielen Landesversorgern, die den Großteil der heimischen Haushalte als Kunden haben. Denn jene, die kaum eigene Kraftwerke besitzen (alle außer Tirol und Vorarlberg), müssen derzeit den Strom zum Marktpreis von über 200 Euro je MWh teuer vom Verbund kaufen. Der produziert in seinen Wasserkraftwerken Strom zu einem Bruchteil des Marktpreises und verdient sich so eine goldene Nase.
Daher können EVN, Wien Energie, Salzburg, OÖ und die Steiermark solche Rabatte wie der Verbund nicht gewähren. „Wenn uns der Verbund einen Sonderrabatt auf unsere Einkäufe gewährt, dann können wir den gerne an die Kunden weitergeben. Wir müssen 80 Prozent unseres Stromes bei ihm kaufen“, sagt dazu EVN-Chef Stefan Szyszkowitz.
Vorschlag: Umsatzsteuer temporär senken
Leo Schitter von der Salzburg AG hätte einen anderen Vorschlag: „Die Umsatzsteuer auf Strom temporär zu senken, würde allen Österreichern rasch helfen und einkommensschwache Haushalte entlasten.“ Bei der Wien Energie verweist man darauf, dass die Stadt Ende Juni/Anfang Juli ohne Antrag eine „Energieunterstützung Plus“ von 200 Euro an besonders betroffene Wiener (z. B. Mindestsicherungsbezieher, Mindestpensionisten, Arbeitslose) auszahlt.
Der reine Energiepreis macht aktuell die Hälfte beim Strompreis aus (Grafik), der andere Teil entfällt auf Netzgebühren und Steuern. Mit harscher Kritik an der Verbund-Aktion halten sich die Landesversorger offiziell zurück. Wien und EVN profitieren als Aktionäre des Verbunds von den hohen Ausschüttungen. Andere stehen politisch auch der ÖVP nahe und wollen nicht den Regierungskurs desavouieren.
Sonderdividende geplant
Am Mittwoch gab der Verbund bekannt, dass er für 2022 (also Auszahlung 2023) eine Sonderdividende von 400 Mio. Euro plant. Damit steigt die Ausschüttung in Summe auf 1,2 Milliarden Euro. „Damit können wir die Anti-Teuerungsmaßnahmen finanzieren“, freut man sich im Büro von Kanzler Nehammer. 51 Prozent der Dividende (600 Mio. Euro) gehen an den Bund, aber alle anderen Aktionäre profitieren natürlich auch.
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