Christopher Drexler ist der neue Mann an der Spitze der steirischen Politik. Wer ist der kunstsinnige und streitbare Macher, der ein großes politisches Erbe antritt?
Seine Initialen CMD hat Christopher Matthias Drexler in seiner Jugend auf so manches Auto gekritzelt. Es handelt sich dabei aber nicht etwa um pubertäre Vandalenakte, sondern um einen frühen Berufswunsch: Autodesigner wollte er werden - daran zumindest erinnert sich Juliane Bogner-Strauß, Regierungskollegin und eine seiner Wegbegleiterinnen. Das Leben hatte andere Pläne für den 1971 in Graz geborenen Drexler, doch der Mix aus Kunstsinnigkeit und Begeisterung für Motorsport, sollte in seiner Laufbahn noch von Bedeutung sein.
Eben diese Laufbahn startete er - nach einer Kindheit voller Abenteuer im Grazer Metahofpark - als Schülervertreter am Grazer Kepler-Gymnasium: Damals „hat er politisch äußerst engagierte und mitreißende Reden gehalten“, erinnert sich Bogner-Strauß. Und auch Werner Amon, der mit Drexler in der Jungen ÖVP tätig war, erinnert sich an einen engagierten Jungpolitiker. „Er stellte gerade in Konfliktsituationen seine Führungsfähigkeit unter Beweis - sich nicht wegducken, sondern Dinge durchargumentieren.“
So kam es zur Schicksalsgemeinschaft
Mit dieser Fähigkeit sollte Drexler weit kommen: 1991 übernahm er die Führung der Jungen ÖVP, 1992 wurde er Landessekretär des ÖAAB, 2000 zog er erstmals als Mandatar in den steirischen Landtag ein. 2003 wurde er ÖVP-Klubobmann unter Waltraud Klasnic und blieb es auch, als diese bei der Wahl 2005 den Posten des Landeshauptmannes verlor und Hermann Schützenhöfer das Ruder bei der steirischen ÖVP übernahm.
Er geht einen durch Werte und Wertvorstellungen begründbaren Weg. Er denkt in Generationen und hat Visionen.
Hermann Schützenhöfer über Christopher Drexler
Die beiden wurden zur „kongenialen Schicksalsgemeinschaft“, wie Amon es nennt. „Er geht einen durch Werte und Wertvorstellungen begründbaren Weg. Er denkt in Generationen und hat Visionen“, beschreibt ihn Schützenhöfer.
Ohne Drexler keine „Ära Schützenhöfer“
Drexler war notwendig für die Ära Schützenhöfer, weil er bereit war, die heißen Eisen anzugreifen. Ab 2005 war er die rhetorische Speerspitze seiner Partei in der von Konflikten und Intrigen geprägten Koalition zwischen SPÖ und ÖVP. So bezeichnete er den 2005 an die Spitze gewählten Franz Voves konsequent als den „derzeit amtierenden Landeshauptmann“.
2010 dann - durch die Bildung der sogenannten Reformpartnerschaft - änderte sich nicht nur die Beziehung zwischen SP und VP, sondern auch die Rolle Drexlers dramatisch: Er verteidigte nun vehement alle großen gemeinsamen Reformprojekte - allen voran die umstrittenen Gemeindefusionen, die viele schwarze Bürgermeister auf die Barrikaden trieb.
Gemeindefusion und Spitalsreform
2014 wurde er Landesrat für Wissenschaft, Forschung, Gesundheit und Pflegemanagement. Damit fiel ihm einmal mehr ein unliebsames, aber auch unumgängliches Projekt in den Schoß - die Spitalsreform. Die strukturelle Neuaufstellung des steirischen Spitalswesens brachte ihm viele Gegner ein - vor allem in Liezen, Stichwort: Leitspital. Dass Drexler die Spitalsreform - anders als die Gemeindefusionen - nicht selber durchgezogen hat, hat wohl auch damit zu tun, dass ihm der lästige Klumpen Leitspital den Weg zum Landeshauptmann zu verstellen drohte.
„Wie schön war es, mit Christopher zu streiten“
Trotz all dieser unliebsamen Aufgaben schaffte er es, auch von politischen Gegnern geschätzt zu werden: „Wie schön war es, mit Christopher zu streiten“, erinnert sich Kurt Flecker (SPÖ), einer seiner Vorgänger als Kulturlandesrat - ein Posten, den Drexler seit 2017 innehat und für den er wie gemacht scheint. Wenn man eine Reise mit Drexler unternimmt, hat er stets ein Buch bei der Hand, das er nur weglegt, wenn sich spannende Diskussionen mit den Mitreisenden ergeben.
Auch als Kulturlandesrat zeigt er Gestaltungswillen: Er brachte die Steiermark-Schau auf Schiene, ermöglichte die von der „Krone“ initiierten Corona-Denkmäler und verordnete der Szene samt Vertretern der Kulturämter mit den aktuell laufenden Regionalkonferenzen eine Bestandsaufnahme.
Zu intellektuell, zu wenig volksnah?
All das hat dazu geführt, dass Drexler nun bereits seit Jahren als Thronfolger gehandelt wurde - auch wenn er manchen als „zu intellektuell“ und zu wenig „volksnah“ gegolten hat. Die parteiinternen Konkurrenten kamen und gingen, doch Drexler blieb an der Spitze der Favoritenliste. Nun wird CMD tatsächlich an der Spitze des Landes stehen.
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